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Tagebuch von Alois Negrelli
(Suezkanal)
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26. Nov(ember)Abreise von Cairo um 1 Uhr N(ach) M(ittag)Episode Orangen u(nd) süße Limonivor der Einschiffung.Um 2 Uhr Anker gelichtet.Blühende Nilufer links u(nd)rechts mit Landhäuser u(nd)Gärten geschmückt.Bei Tamoh am linken UferKoptenkloster1, wo Moses von derTochter des Pharaons an das Landgezogen wurde.Ueberall Palmen, u(nd) MimosenWälder.Spät Abends in Benefairez-Auch der Vicekönig wardort vor Anker gegangen.27. Nov(ember)Fortsetzung der Reise mitallem Comfort der Engländer.
Bei Gabel Teir, Koptisches Kloster2auf einem Felsen, wo die Möncheganz nakt in den Nil stürzen,um Almosen von den Schiffen zuerbetteln. Die zwei alten Schachtelnsind entzükt.Abends 4 Uhr Ankunft inMinieh, wo an Bord übernach-tet wurde. 11.000 Einwohner. Alleskleine enge Gassen u(nd)[ungedekt]verfallene Moschee . Treibender Menschen. Galgen der gef(angenen)Beduinen u(nd) reiche Blumenlesedaneben. Türkische Hochzeit2 Tänzerinnen dabei. Lola Montez3U(nd) Pepita4 Tugend u(nd) Zucht bin[...]dagegen! Welche scandaleuse[Menageries]. Alter Satir5 treibt siean, u(nd) heult wie ein Esel.28. Nov(ember)Um 6 Uhr Anker gelichtet.Charakter der Nilufer immergleich. Die Begräbnisse hoch inden Felsen in Catacomben.

  1. Das koptisch-orthodoxe Kloster St. Mercurius (Abu al-Saigain) befindet sich in Tammua (Tamouh), etwa 10 Kilometer südlich von Gizeh. Es beherbergt die Reliquien des Heiligen Mercurius. Mercurius (Griechisch: Ἅγιος Μερκούριος; Koptisch: Ⲫⲓⲗⲟⲡⲁⲧⲏⲣ Ⲙⲉⲣⲕⲟⲩⲣⲓⲟⲥ; 224/225–250 n. Chr.) war ein römischer Soldat skythischer Herkunft, der später zum christlichen Heiligen und Märtyrer wurde.

  2. Gebel al-Teir ist ein Berg, der etwa 8 Kilometer nördlich von Qasr Kharga liegt. Auf diesem Berg befindet sich die Kirche der Heiligen Jungfrau Maria.

  3. Lola Montez, geboren als Elizabeth Rosanna Gilbert (1821-1861), war eine berühmte Tänzerin und Schauspielerin, bekannt für ihre skandalösen Affären, u.a. mit König Ludwig I. von Bayern. Sie zog in den 1840er Jahren durch Europa und erregte viel Aufsehen.

  4. Wahrscheinlich spricht Negrelli ebenfalls über die spanische Tänzerin Pepita de Oliva (1830-1871), welcher eine Affäre mit einem verheirateten englischen Diplomaten nachgesagt wird.

  5. Mit „Satir“ könnte sich Negrelli auf den Satyrn der griechischen Mythologie beziehen, welcher oft als lüsterne, triebhafte und oft ungehobelte Wesen dargestellt werden.