12
Annahmen der Oeffentlichkeit Einsicht in die Verwendung derFrauenarbeit im Felde geworden.
Zwei Veranlassungen führten dazu: einerseits sah sich dieArmeeverwaltung durch die sich mehrenden Unzulänglichkeiten undKlagen genötigt, die Frauenarbeit im Felde zu organisieren undandererseits bewirkte die Anregung der katholischen Reichs-Frauen-organisation, daß der Chef der Ersatzreserve Frauen zum Schutz ihrerGeschtechtsgenossinnen heranzog. Es wurden zunächst Vertreterinnendes Bundes österr. Frauenvereine, der Katholischen Frauenorganisationfür Niederösterreich, des Vereines „Soziale Hilfe“, des Reichsver-bandes der sozialdemokratischen Frauen, des christlichen Frauen-bundes, der Reichsorganisation der Hausfrauen Oesterreichs, desVerbandes deutscher Hausfrauen und der Vereinigung der arbeitendenFrauen zu einer grundlegenden Besprechung eingeladen. Bei dieserGelegenheit wurde die Gründung einer Frauenschutzkommissionvereinbart, welcher die Vermittlung zwischen dem Arbeitgeber undden Arbeiterinnen obliegen soll. Der Chef des Ersatzwesens für diegesamte bewaffnete Macht, Exz. Baron Hazai, bestellte gleichzeitigFraueninspektorinnen, welche im Armeebereiche die Formationen zubereisen haben, in welchen Frauen beschäftigt sind. Sie haben sowohlderen Leistungen als Bedürfnisse und Begehren zu prüfen und denVorgesetzten Bericht zu erstatten. Es ist selbstverständlich, daß da-durch die im Felde beschäftigten Frauen in Evidenz gehalten sind.
Und nun erwies sich, daß nahezu 50.000 Frauen allein derIsonzoarmee zugeteilt sind.
Die Sanierung und der Schutz dieser weiblichen Arbeiter-schaft liegen im Interesse der sozialarbeitenden Frauen, aber auchdas Interesse der Armee erheischt, daß zufriedene, arbeitstüchtigeund sittlich unbeanständete Frauen den Dienst an der Front ver-sehen. Der Umstand, daß sich zunächst abenteuerlustige Elementefür densolben gemeldet hatten und daß die Verwaltung der Ersatz-reserve wahllos die sich bietenden Kräfte einstellte, hat zu Miß-ständen geführt, die nun bereinigt werden sollen.
Der Wille dazu ist vorhanden, die Frauenorganisationen sindihrer Verpflichtung eingedenk und die Leitung der Ersatzreservescheint die Angelegenheit ernst zu nehmen. Oberstleutnant Juli er,welcher die Seele der Organisierung ist, läßt es an Bemühungennicht fehlen. Er hat, um die Tätigkeit der Frauenschutzkommissionüber die theoretische Anteilnahme zu werktätiger Arbeit zu leitenund um andererseits die Oeffentlichkeit über die Lage der an derFront arbeitenden Frauen zu beruhigen, am 18. und 19. Apri) eineFrauenkonferenz veranstaltet, welche den persönlichen Kontakt derFrauenschutzkommission mit den Armee-Frauen-Inspektorinnen zumZweck hatte. Es sollten die Letzteren über ihre Tätigkeit und Wahr-nehmungen berichten, den Ersteren Gelegenheit geboten werden, sichdurch Fragen zu unterrichten. Auch sollten beide Gruppen zu-einander Vertrauen fassen, auf daß ein reger Wechselverkehr an-gebahnt würde, um die Zwecke der Schutzaktion zu fördern.
*