Die Vegetation ist bereits so vorgerückt, daß man den Samen außlegen kann sobald das Lokale ausgeheizt ist, was des heutigen Sonntags halber erst morgen geschehen kann. Zugleich lasse ich die Waschung der Hürden vornehmen. Eine wiederholte Be¬ merkung meinerseits bitte ich zu entschul¬ digen, doch kann ich mich nicht erwehren den Mangel an Luft zu befürchten und würde Euer Excellenz ersuchen, daß wenn es nöthig werden sollte, man wenigstens einige Drahtnetze der Fenster beseitigen könnte. Die Thüre gestattet nur plötzlichen Luftwechsel der nicht bei jeder Temperatur anwendbar ist. Hiermit hat es jedoch keine Eile und da ich hoffe, daß Euer Excellenz in nicht zu langer Zeit hierherkommen, so kann dieß noch besprochen werden. Ich habe von der mir gütigst freigestellten Wahl in meinem Zimmer essen zu können, Gebrauch gemacht, da ich aus Erfahrung weiß, daß es mir später oft unmöglich sein wird die Stunde pünktlich einzuhalten und so bin ich viel ruhiger wenn ich weiß, daß Niemand auf mich wartet und im schlimmsten Falle ich allein die Gestörte bleibe. Somit Euer Excellenz für Alles mich betref¬ fende, nochmals dankend bitte ich die Gefühle meiner Hochachtung für Ihre Excellenz der hoch¬ verehrten Frau Gräfin entgegenzunehmen in¬ dem ich mit vorzüglichster Werthschätzung und Verehrung verharre Euer Excellenz Thurn am Hart den 9 Mai 1875 ganz ergebenste Jenny Krause