Mit zwölf Jahren begann Amalie Ryba als Dienstmädchen und in Fabriken zu arbeiten und war bald politisch engagiert: Als 16-jährige trat sie dem Gumpendorfer Arbeiterbildungsverein bei. Kurz darauf, 1893, sollte der erste Streik arbeitender Frauen in Österreich stattfinden – Auslöser war die Entlassung Amalie Rybas, nachdem sie in der Fabrik eine Rede für Frauen- und Arbeitsrechte hielt. Ihre Kolleginnen solidarisierten sich mit ihr und begannen für höhere Löhne, kürzere Arbeitszeiten und einen besseren Arbeitnehmerinnenschutz zu streiken. Nach Wochen endete der Protest erfolgreich. Seidels Einsatz für das Frauenwahlrecht und die damit einhergehende Kritik am männlichen Reichsrat mündete im folgenden Jahr in einer Kerkerstrafe von drei Wochen. 1919 wurde sie schließlich eine der ersten acht Frauen im neuen österreichischen Nationalrat.