BRÜNNER MASCHINEN-FABRIKS-GESELLSCHAFT VORMALS H. A. LUZ & TH. BRACEGIRDLE.

BRÜNN.

m Jahre 1872 wurde die «Erste Brünner Maschinen-Fabriks-Gesellschaft» in Brünn durch den in­zwischen verstorbenen Baron Theodor Offermann mit einem Actiencapital von 1,000.000 fl. gegründet. Dieselbe erwarb durch Kauf die zwei am Brünner Platze betriebenen Maschinenfabriken von H. A. Luz und Theodor Bracegirdle zum intensiven Weiterbetriebe. Der Yerwaltungsrath, mit dem Präsidenten Baron Theodor Offermann an der Spitze, bestand damals aus den Herren Rudolf Ritter von Grim­burg, Carl Luz, Adolf Illek, Christian Struck und Josef Lehmann.

Ueber die Entstehung und Entwicklung der beiden obgenannten Fabriken ist Folgendes von Interesse.

Heinrich Alexander Luz übersiedelte im Jahre 1818 aus Württemberg nach Oesterreich und gründete im Jahre 1821 in Verbindung mit Friedrich Schöll unter der Firma «Schöll & Luz» in Schlappanitz bei Brünn eine für die Erzeugung von Dampfmaschinen bestimmte Fabrik.

Hier entstanden nun die ersten Dampfmaschinen für den Betrieb österreichischer Industrien, welche Erst­linge, nach dem Wattschen System gebaut, bis in die Neuzeit hinein in Verwendung standen. H. A. Luz über­siedelte um i836 nach Brünn, und zwar an die Stelle, wo heute das grosse Etablissement der Ersten Brünner Maschinen-Fabriks-Gesellschaft sich erhebt, und begründete unter der Firma H. A. Luz ein Etablissement für den Bau von Dampfmaschinen, Dampfkesseln und Appreturmaschinen für Schafwollfabriken.

. Nach dem im Jahre 1852 erfolgten Tode des H. A. Luz gingen Besitz und Leitung des Unternehmens an seinen Sohn Carl Luz über, welcher den Bau moderner Dampfmaschinen nach System Farkot und Corliss auf eine hohe Stufe brachte.

Das Unternehmen beschäftigte damals 250 Arbeiter und gelangte in der Blüthezeit der österreichischen Industrie, im Jahre 1872, in den Besitz der Actiengesellschaft.

Thomas Bracegirdle aus Oxford, der Begründer des zweiten von der besprochenen Gesellschaft übernommenen Etablissements, bildete sich in Manchester zum Mechaniker aus, übersiedelte im Jahre i83o nach Prag und errichtete dort in Gemeinschaft mit Thomas unter der Firma «Bracegirdle & Thomas» eine mechanische Werkstätte. Ver­bindungen mit der Textil-Industrie führten zur Uebersiedlung des Thomas Bracegirdle nach Gablonz a. d. Neisse, woselbst nun eine grössere Werkstätte für den Bau von Baumwoll- und Streichgarnspinnerei-Maschinen erstand.

Nicht lange darnach, und zwar zur Zeit, als die Brünner Schafwoll-Industrie mächtig emporzublühen begann, verlegte Bracegirdle im Jahre 1844 seine Thätigkeit nach Brünn und begründete hier eine Maschinenfabrik im grossen Stil unter der Firma «Th. Bracegirdle & Sohn».

Die Fabrik betrieb als Specialität den Bau von Streichgarnspinnerei-Maschinen und gelangte als einzige Specialistin. in Oesterreich, vorübergehend zu grosser Blüthe. Im Jahre 1862 starb der Sohn und Gesellschafter James Bracegirdle und der überlebende Vater führte nun das Unternehmen unter der Firma «Thomas Bracegirdle» bis zum Jahre 1872 allein weiter, zu welcher Zeit dasselbe an die eingangs erwähnte Actiengesellschaft überging.

Die damals junge Actiengesellschaft (die heutige Erste Brünner Maschinen-Fabriks-Gesellschaft) hatte nur insoferne Glück, als ihr erstes Betriebsjahr in die Blüthezeit der österreichischen Industrie fiel. Im Jahre 1873 ent­faltete sie auf der Wiener Weltausstellung ihr ganzes Können, wofür sie durch eine hohe Anerkennung ausge­zeichnet wurde. Der hierauf eingetretene wirthschaftliche Niedergang der österreichischen Industrie blieb auch für die junge Gesellschaft nicht ohne ungünstige Folgen. Sie sah sich veranlasst, zum Zwecke der Verringerung der Regie und im Interesse der einheitlichen Leitung die eine Werksabtheilung, und zwar jene nach Th. Bracegirdle, aufzulassen und eine entsprechende Erweiterung des Luzschen Etablissements durchzuführen.

Diese Transaction führte gleichzeitig zu einer Reduction des Actiencapitals auf 600.000 fl.

Nach Ueberwindung der für die österreichische Industrie ungünstigen Jahre von 1873187g bildete sich das Unternehmen zur Erzeugung einer Doppelspecialität, und zwar zu dem ausschliesslichen Bau von Präcisions- Dampfmaschinen und Dampfkesseln aus.

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