weise der Waffen in seiner Fabrik einzuführen, stand fest. Nach seiner Rückkehr in die Heimat begann Herr Werndl sofort mit der Umgestaltung der bisherigen Fabricationsweise.

Inzwischen kam das Jahr 1866 und mit ihm die Kämpfe, welche die Ueberlegenheit des Riick- ladegewehres gegenüber dem Vorderlader zeigten. In allen Armeen suchte man das Versäumte nach­zuholen, und alle Welt projectirte Verschlussysteme für Rückladegewehre. Man arbeitete nach zwei Richtungen hin: erstens wollte man für den augenblicklichen Bedarf die in Verwendung stehenden Vorder­lader auf thunlichst einfache Weise und rasch in Rücklader umgestalten, und gleichzeitig wurden für die Neubewaffnung Gewehrprojecte construirt, bei denen der Uebelstand des preussischen Zündnadelgewehres, das grosse Caliber, durch eine Reduction desselben auf ca. 11 mm eliminirt werden, sowie auch die Einheitspatrone mit Metallhülse zur Verwendung kommen sollte. Selbstverständlich entfaltete das Eta­blissement Werndl bei diesem Wettkampfe eine sehr rege Thätigkeit, welche auch von einem brillanten Erfolge gekrönt wurde.

Josef Werndl legte im Jahre 1867 ein von ihm und seinem Werkmeister Carl Holub construirtes Hinterladegewehr mit Wellenverschluss und 11 mm Caliber der k. k. österreichischen Kriegsverwaltung vor, welches Modell die Concurrenz von mehr als hundert gleichzeitig vorgelegten Hinterladegewehr- Mustern in- und ausländischer Systeme siegreich bestand und im Jahre 1868 von Sr. Majestät als Modell 1867 für die österreichisch-ungarische Wehrmacht sanctionirt wurde. Gleichzeitig arbeitete man in Oesterreich an der Umgestaltung der bisherigen Vorderladegewehre mit Kapselschloss nach dem von der Kriegsverwaltung 1867 acceptirten Systeme des AViener Gewehrfabrikanten AVänzel. An den dadurch bedingten grossen Aufträgen der Heeresverwaltung war Werndl in hervorragender Weise direct und indirect betheiligt. Diese grossen Arbeiten erforderten eine umfassende Erweiterung und Ausgestaltung des Etablissements. Die Zahl der Objecte wurde vermehrt, Dampfmaschinen aufgestellt und tausende Arbeitsmaschinen aus Amerika und England bezogen. Die Zahl der Arbeiter überschritt 4000; 5000 complete Gewehre konnten per AVoche in der Steyrer Waffenfabrik fertiggestellt werden.

Die von der enormen Productionssteigerung, welche in zwei Jahren vor sich gieng, herbeigeführten finanziellen Schwierigkeiten wurden durch einen von Sr. Majestät genehmigten Vorschuss der Heeres­verwaltung im Betrage von x Million Gulden überwunden.

Im Jahre 1869 wurden die Josef Werndlschen Etablissements in eine Actiengesellschaft unter dem Titel «Oesterreichische Waffenfabriks-Gesellschaft» umgewandelt, das Actiencapital wurde mit 6 Millionen Gulden festgesetzt und auf die per 200 fl. lautenden Actien 40°/ 0 wirklich eingezahlt. Josef AVerndl behielt die oberste Leitung des Etablissements als General-Director der Gesellschaft.

Dem AVunsche der Ungarn, eine eigene AVaffenfabrik im Lande zu haben, wurde seitens der Oesterreichischen AVaffenfabriks-Gesellschaft durch die Errichtung einer grossen Filialfabrik in Budapest entsprochen.

Im Jahre 1873 wurde seitens der österreichischen Kriegsverwaltung ein neues, bedeutend ge­ändertes Werndlgewehr-Modell für die weitere Bewaffnung der k. u. k. Armee als Modell 1873 acceptirt. Diese sehr vortheilhafte Modification des ursprünglichen Werndlmechanismus hatte der Oberwerkführer und nachherige Director der Steyrer Fabrik, Anton Spitalsky, construirt.

Im Jahre 1873 gelang es den Bemühungen Josef Werndls, von Seite der deutschen Heeres­verwaltung die Lieferung von Mausergewehren Modell 1871 übertragen zu erhalten, deren in 2'/ 2 Jahren mehr als eine halbe Million fertiggestellt wurden. Nebstdem fand die Erzeugung von Werndlgewehren für Oesterreich in grossen Quantitäten statt.

Die Zahl der Arbeiter in Steyr und Letten stieg jetzt über 5 '/ 2 Tausend, und es wurden wöchentlich 8000 complete Gewehre fertig.

Nach Beendigung der Arbeiten für Deutschland war die AA^affenfabrik in Steyr hervorragend bei der Umwandlung der französischen Chassepotgewehre Modell 1866 in 11 mm-Grasgewehre Modell 1874 betheiligt.

Dem Repetirgewehre oder Mehrlader wurde von AVerndl schon frühzeitig die grösste Aufmerk­samkeit geschenkt. Ein vom damaligen österreichischen Artillerie-Hauptmann, gegenwärtigen General- Inspector der österreichischen Artillerie, FML. Alfred Ritter von Kropatschek proponirter Repetirmechanismus

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