-2 ÜAt\

wmm.

f£~#-|»-

mm

pvläwsop

Jj^äT

<&%

SKÄV'i«~m«

2*&fgs£&!

fr&tjlibjtetesi

%!S&kf:

GRUNDNER & LEMISCH

K. K. PRIV. BAMBUSFAHRRÄDER-FABRIK.

FERLACH (KÄRNTEN).

u Weihnachten des Jahres 1895 kamen die ersten Bambusfahrräder Kärntner Provenienz auf den Markt und erregten bald die Aufmerksamkeit der Sportwelt. Es waren schon viele Versuche mit solchen Rädern gemacht worden, aber bis dahin war es nicht gelungen, ein wirklich verwendbares Fabrikat herzustellen. Es ist das Verdienst der Firma Grundner & Lemisch, das Problem endgiltig gelöst zu haben. Der Erzeugungsort war die Jahrhunderte alte Ferlacher Gewehrfabrik, deren guter Ruf den neuen Erzeugnissen bei ihrem Eintritt in die Oeffentlichkeit eine wirksame Empfehlung mitgab.

Aufgemuntert durch die begeisterte Aufnahme, welche den Proberädern in den Kreisen der Radfahrer zu Theil ward, giengen die Erfinder an die Errichtung einer reich ausgestatteten Fabrik, und die hochgespannten Er­wartungen, welche dieselben an das Unternehmen knüpften, haben sich in der Folge voll und ganz erfüllt.

Der Betrieb wurde mit 6 Arbeitern begonnen, deren Zahl sich bis heute, wo die Entwicklung noch lange nicht abgeschlossen ist, auf 62 erhöht hat; eine Turbine liefert die nöthige Kraft, und eine stattliche Anzahl Special­maschinen aller Art, darunter mehrere amerikanische Originale, ermöglichen es, alle Theile des Rades mit Ausnahme der Leder- und Gummibestandtheile in den eigenen Werkstätten herzustellen.

Das aus Shanghai importirte Rohmaterial, welches nur in gut ausgereiftem Zustande für die Bearbeitung tauglich ist, wird seiner Stärke entsprechend sortirt und zunächst nach einer eigenen Methode, welche Geheimnis der Fabrik ist, den schädlichen Einflüssen von Hitze und Nässe gegenüber widerstandsfähig gemacht. Dann werden die in eine bestimmte Länge geschnittenen Bambusstöcke an den beiden Enden mit Hilfe eines eigenen Fraisers auf den genau bestimmten Durchmesser gebracht und hierauf mit grosser Gewalt in die Verbindungsstücke getrieben, welche vorher mit einem eigenen, gegen Nässe und Hitze unempfindlichen Kitt, dessen Herstellung ebenfalls Geheimnis ist, eingekittet worden sind. Die Bambustheile des Rahmens werden hierauf durch eine sinnreiche Vorrichtung ver­mittelst Schraubenbolzen und -Muttern mit den Verbindungsstücken in Zusammenhang gebracht; die für die Vorder­radgabel bestimmten Bambusstäbe erhalten nach einer eigenen Methode auf heissem Wege, jedoch ohne An­wendung von Dampf, die entsprechende Form.

Die technische Hauptschwierigkeit, deren Lösung die angestrengteste geistige Arbeit kostete und zahlreiche praktische Versuche nöthig machte, lag darin, den Verbindungsstücken eine passende Form und Construction zu geben, da an sie eine dreifache Anforderung gestellt werden musste: absolute Festigkeit, Leichtigkeit und Billig­keit. Nach vielen Bemühungen und mancherlei Proben gelang es den Erfindern, auch diese Hauptfrage in einer nach allen Richtungen befriedigenden Weise zu lösen. Die genannten Verbindungsstücke werden zunächst von besten Mannesmann- oder Weidlessrohren in entsprechender Länge abgeschnitten, rothglühend gemacht und dann in Original­matrizen gebracht. Nachdem sie hierauf entsprechend gebohrt worden sind, wird genau in der Mitte derselben ein Längsspalt ausgefraist. Die so vorbereiteten Verbindungsstücke werden dann zum Schlüsse polirt und vernickelt.

Diese einfache Construction hat sich in der Praxis durch ihre Festigkeit und Elasticität vorzüglich bewährt und den Bambusrädern den besten Stahlrädern gegenüber, was Leichtigkeit, absolute Biegungs- und Knickfestigkeit und Billigkeit anbelangt, den Vorrang verschafft.

Für die Erfindung wurden bis jetzt in Oesterreich, Deutschland, Italien, in der Schweiz, in Russland, Frankreich, England und Belgien Patente erworben. Auf der internationalen Ausstellung für Sport in Innsbruck und Wien, sowie auf der Weltausstellung in Brüssel und in der Jubiläumsausstellung in Wien wurden die Fer­lacher Fabrikate durch verschiedene Preise ausgezeichnet.

i63

2 I *