A. OSMANEK

MUSIKINSTRUMENTEN- UND SAITEN-FABRIK

SCHÖNBACH (BÖHMEN).

er Gründer der handelsgerichtlich protokollirten Firma A. Osmanek, Musikinstrumenten- und Saiten­fabrik in Schönbach, einer Stadt im politischen Bezirke Eger in Böhmen, ist Anton Osmanek. Der­selbe betrieb anfangs das Webereigewerbe und beschäftigte ca. 3oo Weber. Durch den rapiden Niedergang der Handweberei fühlte sich Anton Osmanek veranlasst, einen neuen Erwerbszweig zu ergreifen. In dieser Hinsicht wurde er unterstützt von seiner Frau Anna Osmanek. Dieselbe stammt nämlich aus der alten Familie Fuchs, deren Mitglied Johann Fuchs schon im Jahre 1815 seidene E-Saiten für Vio­line, sogenannte Quinten, verfertigte und im Jahre 1849 auch die Darmsaitenerzeugung begann und mit bestem Erfolge betrieb.

Angeregt von seiner Frau, begann nun Anton Osmanek im Jahre 1858, seidene E-Saiten, Quinten, für Violine, zu erzeugen, und zwar mit 23 Hilfspersonen. Das Product war gut, und der Absatz ward immer grösser. Zuerst lieferte Anton Osmanek seine Saiten bloss an die Musikinstrumenten- und Saitenhändler der Umgebung, erst später begann der Versandt an die auswärtigen Händler. Anfangs wurden, den damaligen primitiven ma­schinellen Einrichtungen entsprechend, auch nur wenig Saiten erzeugt, so z. B. von zwei Arbeiterinnen in einem Tage höchstens 200 Stück in der Länge von 6 m. Dagegen werden jetzt mit einer Maschine, die von zwei Arbeiterinnen bedient wird, in einem Tage mit zehnstündiger Arbeitszeit 500 Stück zu 6 m Länge fertiggestellt.

Die seidenen Saiten sind auch jetzt noch ein Haupterzeugnis der Firma; sie werden, wie schon erwähnt, als Quinten für Violine, wegen ihrer ausgezeichneten Haltbarkeit aber auch zu anderen Zwecken, z. B. als seidene Schnüre in hydrographischen Instituten u. s. w. verwendet.

Der Ruf, welchen die Firma A. Osmanek erlangte, wurde begründet und gefestigt durch die kaufmännische Tüchtigkeit der Söhne des Gründers der Firma.

Im Jahre 1867, am 6. April, gieng der älteste Sohn, Josef Osmanek, nach Wien in den Dienst des Wiener Gross­handlungshauses J. C. Machanek & Comp., wo er eine lange Reihe von Jahren verblieb. Durch rastlose Thätigkeit und Geschicklichkeit, ausserordentlichen Pflichteifer und Pünktlichkeit gewann er als Buchhalter bald das Vertrauen seiner Chefs und erhielt später den Auftrag, als Vertreter der Firma Ungarn und die Balkanstaaten zu bereisen. Ja, er erhielt von seinem Chef sogar die ausnahmsweise Erlaubnis, die Firma seines Vaters A. Osmanek in Schön­bach auf seinen Reisen mit vertreten zu dürfen. So schwer es anfangs für ihn war, irgendwelche Geschäfte im Interesse seines Vaters abschliessen zu können, so wurde auf diesen Reisen doch der Grund gelegt für die aus­gedehnten Verbindungen der Firma A. Osmanek in Ungarn und den angrenzenden Ländern.

Nach einiger Zeit giengen auch die beiden Brüder des Josef Osmanek, Johann und Vincenz Osmanek, nach Wien und wurden ebenfalls bei der Firma J. C. Machanek & Comp, angestellt. Auch diese beiden zeichneten sich durch tadellose Diensterfüllung aus. Nach vierjähriger Thätigkeit in Wien musste Johann Osmanek 1871 nach Schönbach zurückkehren, um seinen Vater im Unternehmen zu unterstützen. Die geschäftlichen Räume, als Waarenlager, Comptoir etc., wurden in musterhafter Weise eingerichtet und die Geschäftsführung sowie die Fabri- cation der Saiten und Musikinstrumente für den Exporthandel vorbereitet.

In der That stieg nun A. Osmaneks Unternehmen auf eine respectable Höhe; die geschäftlichen Verbin­dungen wurden immer grösser; Absatzgebiete waren nicht nur alle europäischen Länder, sondern auch die über­seeischen und im besonderen die wichtigsten Plätze Nordamerikas.

Es kam nun Vincenz Osmanek aus Wien, und als Johann kränklich wurde, blieb auch Josef Osmanek schliesslich nichts übrig, als von seinem Wiener Hause seine Entlassung zu erbitten.

Mit vereinten Kräften wurde fleissig gearbeitet. Die Firma A. Osmanek kam in Verbindung mit den besten Häusern der Musikinstrumentenbranche im In- und Auslande. Nun gieng man daran, die Erzeugung von Instrumenten, die bis jetzt in Schönbach nicht verfertigt wurden, daselbst einzuführen. Es ist speciell das Ver­dienst von Johann Osmanek, in Schönbach die Erzeugung von Ziehharmonikas (Accordeons) eingeführt zu haben (1894). Er begab sich nach Hamburg, sowie in die sächsischen Nachbarstädte, um die Fabrication der Accordeons zu studiren und Arbeiter anzuwerben. Der Plan glückte. Die Accordeons wurden viel gekauft und erwiesen sich als gut. Später wurden auch Ziehharmonikas nach Wiener Muster erzeugt.

Eben ist die Firma A. Osmanek im Begriffe, eine ganz neuartige Construction einer Ziehharmonika patentiren zu lassen. Weiters besitzt sie ein Patent in den meisten europäischen Staaten und in Amerika auf Neuerungen in Trommeln. Die Producte der Fabrik wurden auf mehreren Ausstellungen prämiirt.

Die jetzigen Inhaber der Firma sind Dr. Franz Junger und B. Tuschina. Die Firma hat eine Filiale in Temesvär in Ungarn und eine in Markneukirchen in Sachsen. Markneukirchen ist das Centrum der vogtländischen Musikinstrumenten-Industrie und wohl jedem Musiker und Musikinstrumentenhändler der ganzen Welt bekannt.

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