BRÜDER ENGEL
K. U. K. HOFPARQUETTEN-FABRIK UND TISCHLEREI
WIEN.
ie unter obiger Firma bestehende Fabrik wurde im Jahre i838 ■— mithin vor 60 Jahren — von Stefan Barawitzka begründet.
Stefan Barawitzka erlernte das Tischlerhandwerk in Wien, und es gelang ihm in der Folge, durch Talent und rastlosen Fleiss wesentliche Verbesserungen in der Parquettenfabrication einzuführen. Seine streng soliden Arbeiten erwarben ihm bald einen grossen Ruf, sodass seine Fabrikate nach den meisten Ländern Europas, nach Aegypten u. a. exportirt wurden. Für das kaiserliche Schloss am Hradschin, in den Palais Ihrer kaiserl. Hoheiten der Erzherzoge Albrecht und Rainer in Wien, in vielen Privatpalais und auf Schlössern legte Barawitzka Parquetten, die heute noch — nach 50 Jahren — in vorzüglichstem Zustande sind.
Im Jahre 1870 verkaufte er sein Etablissement (damals Heiligenstadt, Nussdorferstrasse 126) an eine Com- manditgesellschaft. Diese richtete den maschinellen Betrieb ein und vergrösserte durch mehrere Anbauten die alte Fabrik. Im Jahre 1873 wurde im Kaiserpavillon der Weltausstellung von der damaligen Commanditgesellschaft die Parquettirung durchgeführt, wofür der Fabrik die Verdienstmedaille, dem Leiter derselben das goldene Verdienstkreuz mit der Krone verliehen worden ist.
Dieses Etablissement gieng im Jahre 1884 in den Besitz des gegenwärtigen Eigenthümers (Alexander Engel, de Jänosi, k. k. Commerzialrath) über, welcher wesentliche Reconstructionen vornahm und dasselbe im Jahre 1885 durch den Zubau einer maschinell eingerichteten Tischlerei vergrösserte.
Im selben Jahre zeichnete Se. kaiserl. Hoheit der durchlauchtigste Herr Erzherzog Carl Ludwig das Etablissement durch seinen Besuch aus, besichtigte es durch 1 1 / 2 Stunden in allen Theilen und sprach sich sehr lobend über die Einrichtung, sowie über die Erzeugnisse der Fabrik aus.
Einige in den letzten 14 Jahren ausgeführte grössere Arbeiten sollen hier erwähnt werden.
Parquettirung des Lustschlosses weiland Ihrer Majestät in Lainz (1885), Parquettirung des kaiserlichen Schlosses in Corfu (1890—1891), Parquettirung des Schlosses weiland Sr. kaiserl. Hoheit Kronprinz Erzherzog Rudolf in Mayerling (1887), des Schlosses in Schladming, Eigenthum Sr. kaiserl. Hoheit Herzog von Coburg (1885), grössere Parquettirungsarbeiten bei Adaptirung der Palais Sr. kaiserl. Hoheit Erzherzog Rainer in Wien und Gmünd (1894), Parquettirung und Tischlerarbeiten im Schlosse Sr. königl. Hoheit Prinz Arnulf von Baiern durch drei Jahre (1894— 1896); grosser Festsaal und Nebensäle im neuen Wiener Rathhause (1888). Ausserdem wurden eine grosse Anzahl von herrschaftlichen Palais in Wien und in der Provinz (unter anderem die Palais von Fürst Montenuovo, P'ürst Schwarzenberg, Fürst Collalto, Excellenz Graf Trauttmansdorff, Excellenz Graf Cziräky, Excellenz Graf Kirolyi, Excellenz Graf Csekonics, Excellenz Graf Franz Esterhazy, Graf Moriz Esterhäzy, Markgraf Pallavicini, Graf Khevenhüller und vieler anderer hohen Herrschaften) theils gänzlich, theils bei Adaptirungsarbeiten durch den jetzigen Eigenthümer parquettirt. Wiederholt wurden auch nach Spanien, Indien, Buenos-Aires und Amerika sehr schöne Arbeiten geliefert.
Das Bestreben, ein den heutigen Verhältnissen entsprechendes Etablissement zu schaffen — wozu in erster Linie eine normalspurige Bahnverbindung gehört — veranlasste den Eigenthümer, eine ganz neue Anlage in Floridsdorf in unmittelbarer Nähe des Bahnhofes zu erbauen und dieselbe durch einen Schienenstrang mit der Nordbahn zu verbinden. Hiezu wurde ein Terrain von über 25.000 w 2 in einem Plateau erworben und darauf eine allen Anforderungen der Neuzeit entsprechende Fabrik erbaut. Das Hauptgebäude ist 1250 m 2 gross (darinnen befindet sich ein Saal von 500 m 2 , ein zweiter Saal von ca. 200 w 2 ), besteht aus drei Etagen (Souterrain, Parterre und 1. Stock) und ist mit vorzüglichen, neuen Holzbearbeitungsmaschinen zum Theile aus Amerika, zum Theile aus Oesterreich und Deutschland ausgestattet; es wurde von überall das Beste angeschafft.
Ausser dem Haupttracte sind noch diverse Nebengebäude ca. 1100 m 2 vorhanden; ein Theil des Bahngeleises (500 m 2 ) ist überdeckt, damit die Arbeiter bei ungünstigem Wetter geschützt ein- und ausladen können.
Entstaubungsanlage, Dampfheizung, elektrische Beleuchtung und sonstige Neuerungen sind selbstverständlich vorhanden.
In jüngster Zeit wurde der Firma die Auszeichnung zu Theil, einen Flügel Sr. Majestät neuen Hofburg in Wien parquettiren, sowie die Täfelung der grossen Ceremoniensäle durchführen zu dürfen, eine Arbeit, die grösste Sorgfalt und Aufmerksamkeit erforderte. Die Firma setzte ihr ganzes Können ein, um auch dieser Aufgabe wie allen bisherigen zur Zufriedenheit der Allerhöchsten Herrschaften nachzukommen.
Der Alleininhaber der Firma, Alexander Engel de Jänosi ist Ritter des kaiserl. österr. Franz Josef-Ordens und Besitzer der k. und k. Militär-Jubiläumsmedaille, sowie sechs hoher ausländischer Orden, die er theils als Commissionsmitglied und Juror auf Weltausstellungen im Auslande, theils für seine fachwissenschaftlichen Arbeiten (Medaille für Kunst und Wissenschaft) auf dem Gebiete der Holzindustrie und des Holzhandels erhielt; er ist seit 1889 Mitglied der k. k. Permanenzcommission für die Handelswerthe und führt als solcher den Titel eines k. k. Commerzialrathes.
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