ihren Lauf zu neuen und höheren Zielen begann« Wir stellen uns, ihre im vorstehenden kurz skizzierte Geschichte noch frisch im Gedächtnis, noch einmal vor jene eingangs erwähnte Auslage in der Singerstraße« Anscheinend hat darin der pure Zufall, in Wirklichkeit die instinktive Empfindung von ihrer Zusammengehörigkeit die allerältesten und die allerneuesten Farbendrucke, die Produkte der Chromolithographie und der photomechanischen Vervielfälti­gungsverfahren so nahe als möglich aneinander gerückt« Sie bieten, nebeneinander betrachtet, die beste Gelegenheit, über die Verfeinerung, welche unser Farbensinn im Laufe eines halben Jahrhunderts erfahren, sich Rechenschaft zu geben« Und so verschieden ihr Aussehen auch auf den ersten Blick sein mag, sie waren doch, die ältesten sowohl wie die neuesten, als Mittel der Volkserziehung gedacht: sie gehören doch in künstlerischer Beziehung zueinander und in die nämliche Entwicklungsreihe« Die Engelmann, Owen Jones und Auer hatten vollkommen begriffen, daß die Zukunft der vervielfältigenden Künste der Farbe gehört« Sieht man sich die neuesten Werke näher an, in denen unsere moderne koloristische Empfindung, das Kind einer neuen zukunftsfrohen Kunst Triumphe feiert, dann muß man jenen Männern zugestehen, daß sie, wohl vertraut mit den In­stinkten der weitesten Bevölkerungskreise, auf der richtigen Fährte sich befanden, und daß alles, was zwischen ihrer Wirksamkeit und den neuesten Bestrebungen sich abgespielt, die Wiederbelebung der altüberlieferten Vervielfältigungsmethoden, nur eine, wenn auch glän­zende Episode der europäischen Kunstentwicklung, nur eine Begleit- erscheinung archaisierender Kunstbewegung war«

orläufig hat es ja noch seine Richtigkeit damit, daß eine photomechanisch hergestellte Platte eine vom Künstler geschaffene, mit ihren Zufälligkeiten und intimen Reizen nicht ganz ersehen kann, daß ein feinfühliger Kunstfreund eine Originalradierung Klingers oder einen Originalholzschnitt Vallodons

__der besten Heliogravüre oder Zinkotypie vorziehen

wird im Zeitalter der Maschinenarbeit« Aber andrerseits ist es ebenso außer Zweifel, daß die schon üppig und voll entfalteten photomechanischen Vervielfältigungsverfahren noch lange nicht auf dem Gipfelpunkt ihrer Entwicklung angelangt sind« Und darf bei Werken, wie die zuletzt besprochenen Kunstblätter der k« k« Hof- und Staatsdruckerei, vonMaschinenarbeit im herkömmlichen Sinne des Wortes noch überhaupt die Rede sein? Der Gefahr, im Streben zu irren, unterliegen nicht bloß Einzelindividuen« Fehlt auch schließ­lich bei so manchem, was unternommen wird, der erwartete Erfolg,

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