Stricken.
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behauptet sich die Strickerei mit der Hand hier und dort noch immer, obwohl diese Arbeit eben nicht gut bezahlt zu werden pflegt. Bei den Shakers (wörtlich „Zitterer", einer Quäkcrsekte in Amerika, an deren Spitze eine Frau steht, sowie denn auch eine Frau ihre Stiften» war) bringen beide Geschlechter ihre freie Zeit mit Handstrickerei zu und lösen auö dieser Arbeit einen ziemlich guten Preis, da — wie es mit der Maschinennähtcrci ja auch der Fall war — bisher noch immer das Vorurtheil herrscht, daß die Maschinenstrickerei keine so weiche, warme und dauerhafte Arbeit liefern kann. In der Wirklichkeit aber strickt die Maschine schneller und gerade so gut, und macht die Waare billiger.
Zn Seneca (N. Zl) wurde eine Strickmaschine erfunden, welche einen vollständigen Socken in weniger als 5 Minuten fertig brachte. Die von dein Amerikaner Aiken erfundene Strickmaschine hat schon ziemliche Verbreitung gefunden, und die Lerf. giebt Frauen sogar den Rath, sich eine solche Maschine anzuschaffen und sich mit Strickerei zu beschäftigen. Diejenigen, welche diesen Wink befolgen würden, meint sie, dürften gewiß einen guten Erwerb finden. In der That aber sind die Strickmaschinen noch immer zu theuer, als daß sie, wie die Nähmaschinen, allgemeineren Eingang finden könnten, und ist es jedenfalls nothwendig, sich vorher erst um die Absatzgelegenheit der gefertigten Arbeit und sonstige Geschäftsverhältnisse zu erkundigen. In größeren Städten möchte wohl die Gelegenheit günstig sein, in ähnlicher Art und Weise, wie Seite 127 von einer „öffentlichen Knopfloch-Nähterei" die Rede ist, eine „öffentliche Maschinen-Stricke- rei" zu etabliren. — Noch mehr aber, als bei Nähmaschinen, muß man beim Ankaufe von Strickmaschinen vorsichtig sein, ein gutes, brauchbares und wohl handbareö Instrument zu erwerben. Die bekanntesten Strickmaschinen sind die Aiken'schen. Dieselben stricken jedoch in der Regel nur eine Art flacher Streifen beliebiger Breite, d. h. sie machen, so zu sagen, gestriktes Tuch. Dieses Tuch muß nun von einer zweiten Arbeiterin zugeschnitten und von einer dritten endlich zusammengenäht werden, was in der Regel an der Grover Baker'schen Doppeltkettenstichmaschine geschieht, deren Stich allein die zu solcher Arbeit erforderliche Elasticität besitzt. — In neuester Zeit indessen soll Aiken eine solche Strickmaschine erfunden haben, welche auch Ferse und Zehen an den Strümpfen macht. — Der „Arbeitgeber" vom 1. Juli 1866 spricht von einer „Neuen amerikanischen Strickmaschine", welche nach dem Systeme Lamb gebaut und so con- struirt ist, daß man sowohl gerade, wie auch rund stricken kann, und man durch eine einfache Vorrichtung sogar ab- und zuzunehmen vermag. In Folge dessen ist man im Stande, an dieser Maschine kleine Shawls oder Umschlagtücher, Hauben, Säckchen, Beutel, Jacken, Um- knüpftücher, Unterärmel, Kindermäntel, Wiegenbcttdecken, Winterkappen, Schneeschuhe, Socken, Strümpfe, und viel Anderes noch zu stricken. Die Maschine ist zweckentsprechend construirt, verlangt jedoch viel