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Fabrikation der Spitzen.
In Amerika konnte, des hohen Arbeitslohnes wegen, die Spi- tzenfabrikation keinen festen Fuß fassen. Denn, würde ein auch noch so großer Einfuhrzoll auf diese Artikel gelegt, so könnte man dortselbst noch lange nicht zu solchem billigen Preise producircn, als die fremde Waare kostet.
In den meisten Landern, in denen die Spitzenindustrie daheim ist, bestehen eigene Schulen, in welchen die Kinder in dieser Arbeit Unterweisung erhalten. Die Vers. meint, daß zur Erlernung des Spitzcnmachcnö große Achtsamkeit, Behendigkeit und Geschicklichkeit erforderlich sei, und es, um darin tüchtig zu werden, wohl 7—8 Jahre bedürfe. Denn es sollen nicht weniger, als 2l Verrichtungen hiebei zu erlernen sein, durch welche jede Art von Spitzen geht, mit Ausnahme der Kissenspitzen, die nur durch 5 Processe gehen, und der Maschinenspitzen. — In Belgien ist die Arbeit getheilt. Solche, welche den Spitzengrund machen, heißen clroeIiel6U868 ; das Muster (168 Ü6UI8, die Blumen genannt) wird bisweilen für sich (en plute) gearbeitet und von den pIuUeu868 in den Grund verwebt; lu luu- N6U868 sind diejenigen, welche mittelst Durchlöcherung oder Aus- schneidung des Grundes einzelne Partien der Zeichnung hervorzuheben haben; — alle diese Arbeiterinnen müssen in ihrem Fache Künstlerinnen sein.
Das Klöppeln ist eine stille, saubere Thätigkeit und ganz als Frauenarbeit und Familienbeschäftigung geeignet, da schon 4 —5jäh- rige Kinder daran Theil nehmen können. Aber in Bezug auf den Einfluß dieser Arbeit auf die Gesundheit müssen wir noch Einiges hinzufügen. Es ist meist eine sitzende Beschäftigungsart, und es gilt hirher, was Seite 81 u. s. w. gesagt ist. Vorzüglich aber wird (ebenso beim Sticken) das Gesicht sehr angegriffen. Das Spitzen- weben ist — sagt die Verf. — den Augen so schädlich, daß unter 40 Arbeiterinnen sehr wenige lange ohne Augengläser arbeiten können. Dr. Reclam schreibt in seinem Buche von der vernünftigen Lebensweise als Diätetik gegen diesen schädlichen Einfluß vor: Geradehaltung des Körpers, Vermeidung des Arbeitcns unmittelbar nach den Mahlzeiten, Kürzung der Arbeitszeit oder Unterbrechung durch Ruhepausen, gymnastische Freiübungen (Hüpfen, Springen) in den Freistunden, passende Beleuchtung (seitlich von oben), Vermeidung zu dunkler Schlafzimmer; — bei reizbaren Augen das Tragen graublauer Brillen, aber nicht von Staub- oder Kastenbrillen, welche das Auge erhitzen; — Sorge für regelmäßige Leibesöffnung, Vermeidung der Glaskugel beim Arbeiten, künstliche Beleuchtung mit Petroleumlampen, Sorge für reine Luft in den Zimmern.
Im Allgemeinen wäre nun wohl das Kapitel aus Bock'S „Buch vom gesunden und kranken Menschen" (S. 403) von der Ernährung der Fabrik- und Handarbeiter werth, hier eine Stelle eingeräumt zu erhalten; denn in der That unterliegen die armen Leute, welche sich von der Arbeit ihrer Hand ernähren müssen, gerade des-