Die Tapeten.Fabrikation.
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der Farben ist in der Tapetenfabrikation größtentheils heißes Leimwasser, außerdem Gummi oder Dextrin.
Zuerst wird das für die Tapeten bestimmte Papier grundirt, d. h. mit der Grundfarbe bestrichen, und dieser Grund bleibt entweder matt, oder er wird (bei Glanztapeten) geglättet (satinirt). Geebnet (man heißt es auch „glätten") werden alle Tapeten nach dem Grundiern, wenn sie getrocknet sind, um die durch das Naß- und Trockcnwerden des Papieres entstandenen Unebenheiten zu beseitigen; welche Behandlung sich so oft wiederholt, als eine neue Befeuchtung und Trocknung des Papieres eingetreten ist, mithin nach dem Aufdrucken jeder einzelnen Farbe. — Das Grundiren geschieht mit Bürsten, die so lang sind, daß sie über die ganze Breite des Papieres hinwegreichen, von 3—4 Personen zugleich, welche täglich 3—500 Stück Tapeten, jedes 30 Fuß lang, fertig bringen. Leroy in Paris hat hiefür bereits seit 1844 eine Bürstenmaschine im Gebrauche, welche 90—100 Rollen stündlich tüncht (4 Grundirungs- Bürstenapparate bearbeiten bei ihm täglich 4000 Rollen). — In England gilt dieser Bürstenapparat schon veraltet und ist mit der Hauptherstellungsmaschine für Tapeten zugleich ein Grundirungs- Maschinentheil verbunden. — Das Ebnen geschieht aus einer der lithographischen Stangenpresse ähnlichen Glättmaschine, die mit einer metallenen (beim Satiniren mit einem Glättsteine) Walze versehen ist. —
Ob bei einer der obenerwähnten Arten von Grundiren und beim Ebnen Frauenarbeit in Anwendung ist oder sein kann, bleibt erst zu erheben. Das eigentliche Glätten oder Satiniren von Glanztapeten geschieht an der Satinirmaschine.
Hier können Mädchen das hiezu verwendete und von einer hin- und hergehenden steifen Bürste in den Grund eingeriebene Federweiß (feines Talkpulver) aufpudern. In großen Fabriken besorgen diese Verrichtung indessen auch schon die „selbstthätigen Satinirmaschinen".
Die grundirten und möglicher Weise satinirten Tapeten gelangen schließlich zum Druck. Dies geschieht entweder als Hand- oder Maschinen-Arbeit. Als Handarbeit druckt man, ähnlich wie in der Kattundruckerei, mittelst erhaben ausgearbeiteter Holzformen (Blöcken), die gewöhnlich die ganze Breite der Tapete übergreifen und also 20—24 Zoll lang bei einer Breite von 8—20 Zoll sind. So viel Farben ein Muster hat, so viel Druckformen sind nöthig; für jede Farbe eine besondere (die Anfertigung dieser Formen bildet eine eigene Arbeitsbranche in den Tapetenfabriken, wovon später noch die Rede sein wird). Während man sich für gewöhnliche und Mittelwaare auf 3—4 Platten beschränkt, gehören zu den farbenreicheren Mustern, namentlich auch zu Bordüren, Decken- und Thierstücken, deren vielleicht 15—20, zu reichen Blumen-, Figuren- und Landschaftsstücken 40—60 und oft noch mehr. — Die Anwendung des Maschinendruckes auf die Tapeten-Fabrikation, wie sie nament-