Die Tapeten-Fabrikation.
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reich, muß aber in Rücksicht der Massenproduktion England den entschiedenen Vorrang überlassen. In der quantitativen Production stehen sich Frankreich und Deutschland gleich, da mit dem Bestehen des Zollvereins sich die deutsche Tapeten-Fabrikation wenigstens verzwanzig- facht hat. — Nachstehend eine Uebersicht der Tapeten - Production in den genannten Landern von 1851:
Frankreich beschäftigte 4500 Pers. an 1200Drucktischen u. 12Maschinen England „ 2000 „ „ 600 „ „ 20 „
Zollverein „ 1200 „ „ 300 „ „ 6 „
Oesterreich „ 250 „ „ 60 „ „ — „
Die Hauptplätze der Tapeten-Fabrikation im Zollverein sind: Koblenz, Münster, Leinau (Hannover), Berlin, Dresden, Köln, Kassel, Mannheim, Darmstadt und Nürnberg.
Eine der größten Tapetenfabriken Deutschlands ist die Hoch- stätter'sche in Darmstadt, welche 120—130 Arbeiter beschäftigt und in Einem Jahre an 4000 Zollcentner und mehr Papier zu 800,000 Rollen Tapeten verarbeitet, von denen H mittelst Maschinen und ^ mittelst Handdruck hergestellt sind. Eine einzige Maschine vermag an Einem Tage 2000 Stück Tapeten zu bedrucken, und es wird nicht auffallen, wenn wir hinzufügen, daß zu der gesummten Jahresproduktion allein an Farben mehr als 2000 Centner consumirt werden. — Andere bedeutende deutsche Tapetenfabriken sind Eugelhardt L Karth in Mannheim, mit 120 Arbeitern, C. H. Arnold Söhne in Kassel, mit 60 Arbeitern, Franz Brazy L Sohn in Mainz, mit 130 Arbeitern, rc.
Etwas Neues in diesem Fache und ganz hübsche und elegante Tapeten werden auch aus Hobelspähnen gemacht. Es sind Hiebei Frauenzimmer beschäftigt. Welches aber die ihnen zugewiesenen Verrichtungen und sonstigen Verhältnisse sind, unter denen sie arbeiten, gelang uns nicht zu erfahren, obgleich in Hamburg sich solche Holz- spahntapeten-Fabriken befinden.
Die österreichische Tapetenfabrikation beschränkt sich auf Wien, Prag, Salzburg und Innsbruck und macht meistens zugleich auch Buntpapier und Buchbinderborden. Spörlein L Zimmermann in Wien (mit 150 Arbeitern) ist eine der ältesten Tapetenfabriken in Deutschland und kann füglich als Begründerin dieses Fabrikationszweigs in Oesterreich betrachtet werden. Johann Klobasser, Kncpper L Schmidt und August Habenicht (Tapeten von gepreßtem Leder) sind weitere Wiener Tapetenfabrikanten und R. Sieburger ist der Inhaber einer privilegirten Tapetenfabrik in Prag, der 100 Arbeiter beschäftigt.
In Amerika werden die meisten Tapeten seit Jahren in Philadelphia fabricirt, und man ist drüben allgemein der Ansicht, daß dies nirgend (in Amerika) so gut geschieht, als eben in der „Stadt der Bruderliebe". Die Vcrf. führt hier eine ganz andere Art und Weise der Tapetenfabrikation an. Sie spricht von dreierlei Arten
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