Ackerbau.
319
die Farmer nicht mehr mit dem alten Schlendrian zufrieden sind, sondern daß sie sich nach etwas Besserem und Neuerem umsehen." — Die Verdienste Amerika's um die landwirthschaftlichen Maschinen werden insbesondere auch auf das beste von Herrn I. Pintus, Maschinenfabrikanten in Berlin, anerkannt, der als officieller Berichterstatter im amtlichen Bericht über die letzte Londoner Industrie- Ausstellung (Bd. 3, Heft XV., S. 260) sagt: „Es ist hier wohl am Orte, sich des Umstandes zu erinnern, daß Europa einen großen Theil der neuerdings in Gebrauch gekommenen, oft überraschend sinnreich erfundenen und mit der größten Geschicklichkeit construirten Ge- räthe für Haus und Hof, Wald und Feld ihrem Ursprünge nach den Köpfen und Händen der fleißigen Amerikaner verdankt." — In Bezug auf die Anwendung von Ackerbauwerkzeugen steht England weit voran, und diesem Umstände hat es zu verdanken, daß es besonders durch die Drainage seine Kornproduction so gewaltig hat vermehren können. Belgien und Frankreich sind die nächsten auf der Bahn, die England vorgezeichnet, und dem gegebenen Beispiele rascher gefolgt, als — Deutschland; was um so mehr bemerkt werden muß, als in den beiden eben genannten Ländern die große Zersplitterung des Bodens die Drainage sowohl, als die Anschaffung kostspieliger Maschinen erschwerte.
In Amerika erfreut sich der Farmerstand ohne Unterscheidung der höchsten Geltung; während man bei uns den Unterschied zwischen dem Gutsbesitzer und dem Bauern kennt, der gerade nicht immer den Groß- oder Kleinbesitz zum Maßstabe hat. Und daß in Amerika das Farmerleben seine besonderen Reize haben muß, laßt uns der Umstand schließen, daß so viele Deutsche der gebildeteren Stände, welche die politischen Wirren unseres Vaterlandes in die Verbannung getrieben haben, auf den Farmen des nordamerikanischen Westens ein Asyl fanden, die Feder mit dem Pfluge vertauschten und sich ein Heimwesen schufen, das sie nun kaum mehr mit der alten Heimath vertauschen möchten. — Das Leben des Farmers in Amerika fließt auch ruhiger und freundlicher dahin, als das anderer Menschen. Auf dem Lande herrscht mehr reiner und wirklicher Lebensgenuß. Denn die Scenen, welche sich vor dem Landbewohner entfalten, und die Gegenstände seiner täglichen Betrachtung sind darauf berechnet, ihn froh und glücklich zu stimmen. — In seinen häuslichen Verhältnissen ist der Landmann in der Regel weniger abhängig, als jeder andere Mann. „Wir hegen stets ein inniges Dankgefühl dafür, daß wir in eines Farmers Haus geboren und unter ländlichen Scenen aufgewachsen sind; daß wir ein Stückchen amerikanischen Bodens unter unseren Füßen haben, den wir den unsrigen nennen, und auf dem wir und unsere Kinder Gesundheit, Brod und bürgerliche Stellung gewinnen." So sagt der Redacteur des „^inerte, ^xrie." — Die Farmer, sind sie nicht größtentheils unabhängig von der Welt? Die Farm liefert ihnen ja fast jedes Lebensbedürfniß in einer Fülle, daß