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Die Beschäftigung des weiblichen Geschlechts in der Hand-Arbeit oder praktische Nachweisung der Thätigkeit der Frauen im Haushalte, im Verkehr, in der Klein- und Groß-Industrie, in den verschiedenen Gewerben, selbstständigen Erwerbsarten, und den zunächst damit verbundenen Absatz-Geschäften / von A. Daul. Mit einem Vorwort von Max Wirth
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Brodbäckerei.

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Genossenschafts-Bäckereien" nach S chu lz e - Del,'tz'schein System. In Deutschland bestehen bereits schon viele solcher Genossenschafts- bäckercien, welche ihren Kunden gesundes und wohlschmeckendes, nahr­haftes Brod zu billigstem Satze liefern. Die bedeutendste dürfte die­jenige in Leipzig sein. Die Chemnitzer Actienbäckereien konnten dieses Jahr 8 pCt. Dividende vertheilen und die Berliner Genossenschafts- bäckerei liefert täglich 13,000 Brode. Die Vereinsbäckerei in Zürich, welche beinahe die ganze Stadt mit Brod versieht und zwar um 8 pCt. billiger, als die übrigen Bäcker, hat 1866 nicht weniger als 12654 Ctr. Brod geliefert und 10,400 Frcs. Gewinn gemacht, so daß die Mitglieder ihr Brod um 13 pCt. billiger bekamen. Auch in Frankreich, wie in Rheims, Rouboix, Dieuze, Montereau, La Röchelte rc. bestehen solche Anstalten, welche das Brod zu 7 bis 8 Cent. pr. Kilogr. unter dem von den übrigen Bäckern festgestellten Preis liefern. Die Actienbäckerei von La Rochette, welche erst seit Juni 1866 besteht, hat in einem Jahre es auf 307 Mitglieder und 1300 Kunden gebracht. Durch das Gedeihen dieser Etablissements allenthalben sollte man darauf mehr aufmerksam wenden, nähere Er­kundigungen einziehen, und das gegebene Beispiel, zumal zum Segen der arbeitenden Klassen, nachahmen.

In den meisten europäischen Ländern wurde bisher der Preis des Brodes von Amtswegen geregelt. Die Auslagen für das Ma­terial und die Marktpreise desselben mußten hierbei maßgebend sein, und diejenigen, welche den Tarif nicht einhielten, wurden bestraft. In Amerika regulirt der Bäcker selbst die Preise seiner Waare nach deren Art und Beschaffenheit. Es giebt da keine Gesetze, welche ihm einen Tarif aufdringen, ausgenommen jene der Concurrenz, weil er ohne weiteres seine Kunden verliert, wenn er zu kleines Brod giebt oder dasselbe schlecht macht. Vor mehreren Jahren ward aller­dings einmal der Versuch gemacht, amtlich den Preis rc. des Brodes festzustellen; aber alle Bäcker opponirten und drohten, um das Ge­wicht zu erreichen, mehr Wasser in's Brod zu thun, in Folge dessen nichts weiter in der Sache mehr unternommen wurde.

In den großen Städten Amerika's giebt es auch, wie in Deutsch­land, Bäcker, welche sich nur mit Einer Sorte Brod abgeben. In Paris mischen die Bäcker Reißmehl, in Amerika Kartoffeln unter das Brod, was, wie wir schon gezeigt haben, grobes Unrecht ist.

In Amerika werden keine Frauenspersonen zum Brodbacken mit herangezogen, sondern nur männliche Arbeiter meist Deutsche versehen die vorkommenden Verrichtungen dieses Geschäftes. Die meisten größeren Bäckereien haben abwechselnd Tagarbeiter und Nacht­arbeiter, welche einander ablösen. In kleineren Geschäften, wo diese Einrichtung nicht ist, sind sie oft 17 Stunden an der Arbeit. Ihr durchschnittlicher Wochcnlohn ist K 6 (Vorarbeiter erhalten K 8) nebst Kost und Wohnung. Für Frauenspersonen wäre es allerdings zu mühsam, bei 17stündiger Tagesarbeit in den heißen Backstuben aus-