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Die Beschäftigung des weiblichen Geschlechts in der Hand-Arbeit oder praktische Nachweisung der Thätigkeit der Frauen im Haushalte, im Verkehr, in der Klein- und Groß-Industrie, in den verschiedenen Gewerben, selbstständigen Erwerbsarten, und den zunächst damit verbundenen Absatz-Geschäften / von A. Daul. Mit einem Vorwort von Max Wirth
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Blumenmärkte, Blumenläden und Blumenhandel. 565

auf Wald-, Straßen- und Gartenbäume, Gesträuche u. dergl. ange­nommen und besorgt zu werden Pflegen.

Die meisten Verrichtungen in diesen Geschäften vermöchten Frauens­personen, welche sich die erforderlichen Waarenkenntnisse erworben haben, recht gut versehen, ja solche Geschäfte selbst leiten; was bei­des in Amerika hier und da der Fall ist.

192. Blumenmärkte, Blumenläden und Blumenhandel (s. a. S. 455 u. f.). Schon Athen hatte bei den alten Grie­chen seinen eigenen Blumenmarkt, und die jungen Athener waren eifrige Käufer von Blumen, um damit die Wohnungen ihrer Gelieb­ten und die Eingänge der Tempel zu schmücken. Man liebte in Griechenland besonders die Veilchen, die Rosen, die Levkojen, Nar­zissen und die gefüllten Blüthen des Granatbaumcs. Auch die Römer waren große Liebhaber von Blumen, und sie feierten jedes Jahr ein Blumenfest, welches vier Tage lang andauerte. In Deutschland, wo die Klöster die Blumenzucht pflegten, galten anfangs besonders Lilien, Rosen, Rosmarin, Siegwurz, Pappeln und Malven. Im 16. Jahrhunderte schwang sich die Gärtnerkunst in Deutschland zur höchsten Blüthe empor. In dem sehr schönen Garten des Herrn Heinrich Her wart zu Augsburg kam (1559) die erste Tulpe, die man aus Konstantinopel herbeigeschafft, zur Blüthe. Im 17. Jahrhun^ dert erst gelangte die schöne, farbenreiche Welt der Blumen, an denen das Mittelaltcr so arm gewesen war, zum Flor. Holländische Kauf­leute waren es zuerst, die über alle Meere hinüber mit der ganzen Welt sich in Verbindung sehten, um aus allen Theilen derselben sich Blumen zu verschaffen. Es entstand ein großer Blumenhandel, in welchem einzelne neue Blumen der Gegenstand ungemcsscner Leiden­schaft wurden. So spielte im 17. Jahrhundert die Tulpe eine un­geheure Rolle. Wie schon oben erzählt, war sie im Jahre 1559 zum ersten Mal nach Deutschland gekommen; in den Jahren 1634 bis 1637, gerade als im Innern Deutschlands unendliches Leid war, entstand damit in Holland ein so schwindelhafter Handel, daß man für eine einzige Tulpe,8emper ^.uxn8tti8", 13,000 Gulden, und für drei zusammen 30,000 Gulden bezahlte. In Alkmar verkaufte man 1637 in einer öffentlichen Auction 120 Tulpen für mehr als 90,000 Gulden. Nach der Tulpe kam im 18. Jahrhunderte die Hyacinthe zur gleichen überschwenglichen Herrschaft. Sie war unge­fähr in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts über Konstantino­pel aus Asien nach dem Abendlande gekommen; im Jahre 1730 be­zahlte man zu Harlem für die?L886 non plu8 ultrn" 1850 Gul­den. Dann in der letzten Hälfte des 18. Jahrhunderts kamen an die Reihe die Nelken, Ranunkeln, Levkojen und Aurikeln, und in neueren Zeiten die Geranien, Pelargonien, die Hortensien, die Cac- tecn, die Georginen und noch eine Menge anderer Blumen. Noch im I. 1838 wurde ein Georginenbeet in Frankreich um die Summe