Die Sattlerei.
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Frauenspersonen verfertigt. — In England giebt es Leute, „Pferdegeschirrzuschneider" genannt, welche große Quantitäten dieser Waare verfertigen und oft 100—200 Mädchen mit Nähen derselben beschäftigen. — Mit Ausnahme der schwereren Arbeit können Frauenspersonen in dieser Beschäftigung gerade so viel wie Männer leisten. Einer der Informanten der Verf., wahrscheinlich ein „Deutscher", sagt, daß in der Sattlerei für die meiste Arbeit Männer vorgezogen werden, und versteckt sein Vorurtheil gegen Frauenarbeit hinter einer Ausrede, an der noch sehr viele — viele dergleichen beschränkte Köpfe laboriren und die eben deshalb hier nicht Übergängen werden soll. „Die Mädchen — schützt dieser Mann vor — denken nur immer an Liebschaften (?) und geben deshalb nicht auf die Arbeit acht, und ehe sie einige Thaler ihres Verdienstes zurücklegen und ersparen wollten, lassen sie lieber Alles in Kleider und Putz aufgehen."
Die Zubereitungen zu den Arbeiten werden von männlichen Arbeitern vorgenommen, und das Nähen geschieht dann mittelst Handoder Maschinennähterei. — Eine Dame, welche ein Sattelzeugge- schäft in New Jork hat, eine Anzahl Arbeiter beiderlei Geschlechts beschäftigt, und denselben für 10—12stündige Tagesarbeit, je nach ihren Leistungen wöchentlich S 2—6 ausbezahlt, sagt: daß sie glaube, Maschinen-Nähterei sei der Gesundheit schädlich, aber — doch nicht so schlimm, als Handnähterei. — Wir können nicht umhin, diesem Orakelspruch, aus welchem eine gewisse Klaffe von vorurtheilsvollen Leuten, ohne auch nur den Nachsatz zu berücksichtigen, eine (stumpfe) Waffe gegen die Nähmaschine, nur gar zu gerne hernehmen möchte, zur Erläuterung beizufügen, daß eine Frau, die in der Sattlerei arbeitet, 12 Stunden! des Tages an einer der schwereren Schiff
unter der Benennung „Aetna" Nähmaschinen baut und die besonders auch zur Leder-Nähterei (sowie zur Verarbeitung von Tuch) passen, und nach welchem Systeme auch kleinere Maschinen für den Familiengebrauch zu haben sind. Die General-Agentur für diese Maschinen hat Herr St. Biernatzki (eine in jeder Beziehung vertrauenswürdige Firma) in Hamburg. Bezüglich dieser längst erprobten Maschinen können wir unsere Empfehlung aus Ueberzeugung geben, da die betreffenden Geschäftsleute nicht nur Vorzügliches produciren oder preiswürdig Pro- ducirtes verkaufen, sondern sich in Beziehung ihrer Käufer auch auf das solideste beweisen. Wir müssen dagegen die Empfehlung, welche wir in der besten Absicht im Hefte l und H. einer Leipziger Firma angedeihen ließen, auf's entschiedenste widerrufen, während wir uns gerne bereit erklären, Nähmaschinen, die wirklich brauchbar sind, und deren Verkäufer sich gegen das Publikum solide betragen, sofern es deutsche Fabrikate sind, auf's angelegentlichste zu empfehlen (siehe S. 166). — Von Max Wirth wird im „Arbeitgeber" zum Nähen von Leder- und Tucharbeit auch die echte Weev'sche Nähmaschine empfohlen. Der Genannte ist in dieser Sache Autorität und hat seine Empfehlung deshalb ein besonderes Gewicht, während wir dem beisetzen können, daß die Generalagentur für diese Maschine in Händen eines sehr achtbaren Hauses (R. Bein- kiauer in Hamburg) liegt, das sich stets liberal und gewissenhaft gegen das Publikum bewährt. Hieher gehören auch die Grover L Baker'schcn Schiffchen- maschinen Nr. 1 oder neuester Construction.