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Pappe, Papiermache.
schlämmte Kreide darunter; die auf ein Tuch gebrachte Masse wird nun mit Leimwasser aus 1 Pfund Leim gut gemischt. Das Leimwasser kann am besten mit 1 Pfund Koloquinten - Samen, welcher damit gekocht und durch Leimwasser geseiht, bereitet werden, um alle Angriffe der Insekten zu verhüten. Die Masse wird auf einem Brette gehörig getrocknet und vermittels einer hölzernen Rolle in Tafeln geformt. Diese werden in einzelne Theile derselben gedrückt. Die geformten Stücke werden herausgenommen und getrocknet. Die verschiedenen Theile eines zu bildenden Gegenstandes werden nun zusammengesetzt und mit derselben Masse und Leimwasser verbunden. Die Unebenheiten werden mit Messer, Feile und Schachtelhalm verputzt und glatt gemacht. Die Waare wird vermittels eines Anstriches oder Uebergusses aus Champagner-Kreide und bei Puppen- köpfcn mit Fernambuk-Auszug oder Kugellack gemischt, überzogen und mit dem feinsten Farin angemalt. Alle übrigen Farben am Mund, der Augen, der Haare, werden mit Gummiwasser aufgetragen. Der Lack besteht aus Mastix, Sandarak, in Terpentinöl aufgelöst. Das Emailliren der Knöpfe geschieht so: Man zerläßt auf einem Teller, bei gelinder Wärme 4 Theile weißes Wachs, setzt einen Theil in Weingeist aufgelösten Mastix und einige Tropfen Terpentinöl zu, erwärmt die zum Mattiren bestimmte Waare an einem Ofen und bestreicht solche vermittels eines Pinsels. Das Einsetzen der Glasaugen geschieht vor der Zusammensetzung des Kopfes von der innern Seite der Larve; in diese schneidet man an der Stelle der Augen die Löcher nach ihrer erforderlichen Größe, setzt die Augen ein und befestigt solche mit Papiermasse. — Die Thierstücke, werden nicht gemalt, sondern bestrichen. Nachdem die Thiere nämlich rein verputzt sind, werden sie mit Oelfirniß angestrichen, und nachdem dieser halb trocken geworden, wird feine gemalene Wolle, wie solche in der Ta- prtenfabrikation angewendet wird, aufgestreut, und wenn Alles trocken ist, mit Farben, vermittels des Pinsels angemalt und schattirt. — Alle Arten von Obstfrüchten können sehr gut auf diese Weise nachgeahmt werden, wenn man solche, je nach ihrem natürlichen Ansehen, entweder mattirt, lackirt, oder mit Wolle bestreut. — Papiermache wird oft auch gebleicht, sowie auch zu Figuren in Lebensgröße verwendet. Es ist leichter, mehr elastisch und weniger spröde als Gyps, und kann bemalt oder vergoldet werden. Gewöhnlich wird Papiermache lakirt, dann mit Oelfarbe angestrichen u. s. w. In diesem Falle kann man sich einer gröberen Masse bedienen.
Das Firnissen, Lackiren, Anmalen und Auslegen wird in den Fabriken Englands Alles von Frauen besorgt. — Ein Papiermache- Fabrikant in Boston beschäftigt Frauen zum Pressen und Anmalen, die 10 Stunden des Tages arbeiten und K 4 per Woche verdienen. Der Lohn der männlichen Arbeiter ist besser; dieselben müssen jedoch auch schwerere Arbeit versehen. — Lehrlinge erhalten K 2. 50 den ersten, K3 den zweiten, H3. 50 den dritten Monat und dann als Ar-