erzeugung der Gewehre mit möglichster Arbeitstheilung eingeführt. Die berühmte alte k. k. Gewehrfabrik in der Währingerstrasse in Wien, welche erst nach der Erbauung des k. k. Artillerie-Arsenals — anfangs der Fünfzigerjahre — aufgelassen wurde, stammt aus jener Zeit. Ueber die Art und Weise der Erzeugung in diesen Waffenstätten, sowie über den Umfang der Fabrication daselbst fehlen positive Aufzeichnungen; dagegen steht es fest, dass die österreichische Privat-Industrie bereits im 18. Jahrhundert grosse Mengen von Gewehrläufen, Schlössern, Garniturtheilen, Säbel-, Degen- und Bajonnetklingen, sowie auch von Kürassen und Stahlhelmen an die kaiserlichen Waffenstätten und Zeughäuser eingeliefert hat, woselbst diese Waffen- und Rüstungstheile fertig adjustirt wurden.
Durch die, in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts erfolgte Erfindung des französischen Feuersteinschlosses wurde die Handfeuerwaffen-Industrie immer mehr auf die Bahn der fabriksmässigen Erzeugung gedrängt, und da sich dieses Schlossystem bei den Kriegsgewehren bis in die Mitte der Dreissigerjahre des 19. Jahrhunderts erhielt, so wurden auch die ersten maschinellen Einrichtungen zur Erzeugung der Kriegsgewehre auf dieses System basirt.
Im Jahre 1829 schrieb der k. k. Artillerie-Oberst und Oberdirector der k. k. Feuergewehrfabrik in Wien, Cavaliere di Beroaldo Bianchini, die erste gründliche Abhandlung über die Fabrication der Feuer- und Seitengewehre mit Angaben über ganz neue Maschinen und Vorrichtungen sammt Plänen und Erzeugungstabellen. Aus diesem Werke lernt man das erste Mal die bedeutende Höhe kennen, auf welcher sich zu jener Zeit die Fabrication der Kriegswaffen in der k. k. Gewehrfabrik in Wien befunden hat.
In der Mitte der Dreissigerjahre machte in der österreichischen Armee das Feuersteinschloss dem vom k. k. Feldzeugmeister Baron Augustin erfundenen Percussionsschlosse für Zünder Platz, und es bildeten bis zum Jahre 1854 die mit diesem Schlosse versehenen Kriegsgewehre die Bewaffnung der k. k. Armee.
Um die letzterwähnte Zeit vollzog sich eine grosse Umwandlung in der Bewaffnung der k. k. Fuss- truppen durch die Annahme des gezogenen Gewehres mit Compressions-Spitzgeschoss und Kapselschloss nach dem Systeme des ehemaligen k. k. Artillerie-Oberwerkführers Ritter von Lorenz. Durch die bedeutenden Anforderungen, welche man nun an die Präcision der Feuerwaffe stellte, wurde eine Steigerung in der Genauigkeit bei der Erzeugung bedingt.
Durch die Neubewaffnung mit dem Lorenzgewehre erwuchs auch für die österreichischen Privat- Gewehrfabriken eine Fülle von Arbeit. Namentlich waren es die Gewehrfabrikanten in Wien und Ferlach, sowie die Gewehrtheil- und Garniturfabriken in Steyr, welche an der Herstellung der neuen Gewehre hervorragend theilnahmen.
Wien zählte in den Jahren 1856—1869 mehr als 40 Privat-Gewehrfabrikanten, darunter einige, wie F. Fruhwirth, Bentz, Sederl, von bedeutender Leistungsfähigkeit. Namentlich die Firma F. Fruhwirth, die grösste in diesem Fache in Wien, war für die Erzeugung von Militärgewehren fabriksmässig eingerichtet und lieferte auch Militärgewehre für den Export in grossen Quantitäten. . Die Firma Leopold Gasser in Wien hat sich seit dem Jahre 1862 mit der Fabrication von Revolvern befasst und diesen Zweig der Waffenerzeugung namentlich unter der Leitung des nunmehr verstorbenen Chefs Johann Gasser derart ausgebildet, dass diese Firma bereits im Jahre 1871 darangehen konnte, den Gesammtbedarf an Revolvern für die k. u. k. Armee und Marine, sowie für die beiden Landwehren zu liefern. Nebstdem erzeugte bisher die Firma L. Gasser eine grosse Menge Revolver und Jagdgewehre sowohl für den Privatbedarf im Inlande, als auch für den Export. Ausser der Gewehrfabrik im k. u. k. Artillerie-Arsenale in Wien und den Wiener Gewehrfabrikanten war es namentlich Ferlach in Kärnten, wo seit langer Zeit Feuergewehre für die österreichische Armee hergestellt wurden. Dieser ausschliesslich von der Waffenindustrie lebende Ort mit seinen vielen kleinen Rohr- und Gewehrfabrikanten liegt im Rosenthale Kärntens am Fusse der Karawanken. Der Beginn der Ferlacher Waffen-Industrie wird auf das Jahr 1558 zurückgeführt, um welche Zeit wallonische Waffenschmiede, namentlich aus Lüttich, von Kaiser Ferdinand I. zur Anfertigung von Militärgewehren nach Kärnten berufen wurden.
Bei der grossen Nachfrage nach Waffen in jenen kriegerischen Zeiten vergrösserte sich der Ort sehr rasch, und in jedem Hause, jeder Hütte wurde emsig darauf losgearbeitet; die glückliche Veranlagung der Bevölkerung für diese Industrie vervollkommnete sich immer mehr zu technischer Geschicklichkeit und Kunstfertigkeit, so dass Ferlach bald zum Mittelpunkte der Waffen-Industrie in Alt-Oesterreich
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