wurde in der Steyrer Waffenfabrik derart durchgebildet, dass schon im Jahre 1876 vollkommen kriegsbrauchbare Kropatschek-Repetirgewehre mehreren Kriegsverwaltungen vorgelegt werden konnten. Ein Jahr später acceptirte die französische Marineverwaltung ein von Werndl vorgelegtes Repetirgewehr- Modell System Kropatschek mit Grasverschluss als Modell 1878 für die Bewaffnung der Marinetruppen. Nach diesem System wurden, trotz der grossen Leistungsfähigkeit der französischen Gewehrfabriken, in Steyr 25.000 Stück Gewehre bestellt.
Im Jahre 1876 hat die griechische Kriegsverwaltung beschlossen, ihre Truppen mit dem französischen Gewehre System Gras, Modell 1874, zu bewaffnen, und es gieng die Waffenfabrik Steyr aus dem Concurrenzkampfe zwischen ihr, den belgischen, englischen und französischen Fabriken siegreich hervor.
Hieran schliessen sich Lieferungen von rund iäo.ooo Henry-Martinigewehren und -Carabinern für die rumänische Kriegsverwaltung, welche der Waffenfabrik Steyr übertragen wurden, nachdem ein eigens erbautes Etablissement in Witten bei der geforderten grossen Präcision der Arbeit die Termine einzuhalten auch nicht annähernd in der Lage war.
Die Erzeugung der rumänischen Gewehre Modell 1879 bildet insofern eine Etappe in dem Fortschritte der Waffenfabrication in Steyr, als bei diesen Gewehren zuerst die unbedingte Verwechselbarkeit der gleichen Gewehrtheile aus einem Gewehre ins andere strenge und mit glänzendem Erfolge durchgeführt wurde. Die verschiedenen Gewehrtheile gelangten in ganz ausgefertigtem Zustande, gehärtet, respective polirt oder brünirt, zur Regierungscontrole, und die zusammengesetzten Gewehre wurden in versandtfähigem Zustande, mit fixirtem Aufsatze und Korn, auf Schusspräcision geprüft.
Durch die Annahme des österreichischen Werndlgewehres Modell 1873—1877 in Persien und Montenegro bekam die Steyrer Waffenfabrik wiederholt Aufträge von diesen zwei Staaten. Für China wurde ebenfalls eine bedeutende Anzahl Gewehre nach dem deutschen Systeme Modell 1871 in Steyr bestellt, ebenso für Chile, Argentinien grössere Quantitäten nach verschiedenen Systemen.
Das Bestreben, die Handfeuerwaffen ballistisch wirksamer zu gestalten, führte im Jahre 1878 auch in Oesterreich-Ungarn zur Annahme einer neuen Patrone mit grösserer Pulverladung und längerem Geschosse für das die Ausrüstung bildende Werndlgewehr. Um diese Patrone laden zu können, mussten bei den Gewehren Modell 1867 und 1873 entsprechende Aenderungen vorgenommen werden. Für die gemeinsame Armee wurden diese Arbeiten im k. u. k. Arsenale jin Wien ausgeführt, und hat die Fabrik Steyr nur die nöthigen Aufsätze hiefür geliefert. Für die k. k. Landwehr und die kön. ung. Honved- armee übernahm die Steyrer Waffenfabrik die Umgestaltungsarbeiten, welche bis zum Jahre 1884 vollständig durchgeführt waren.
Zu jener Zeit war der Betrieb in der Waffenfabrik Steyr auf die Erzeugung kleiner Partien von österreichischen Ersatzgewehren und Gewehrtheilen beschränkt.
Die wichtigste unter den Fragen der modernen Heeresbewaffnung, nämlich die Frage der Mehrlade-, Magazin- oder Repetirgewehre, wurde während der langen Arbeitsperiode in der Steyrer Waffenfabrik stets im Auge behalten und derselben die intensivste Aufmerksamkeit zugewandt.
Die Waffentechniker sahen bald die Nothwendigkeit ein, sich mit Neuconstructionen von Repetir- gewehren zu befassen, und war es unter den Militärmächten Deutschland zuerst, welches ein neues Repetir- gewehr System Mauser, Modell 1884, Caliber 11 mm mit Vorderschaftmagazin acceptirte, welches System aus dem österreichischen Kropatschekgewehr hervorgegangen war. Portugal folgte 1885 nach und acceptirte ein in Steyr construirtes Repetirgewehr System Kropatschek mit 8 tnm Caliber — es war folglich der erste Staat, welcher die Caliberreduction auf das damals zulässige Minimum durchführte.
Im Jahre 1885 acceptirte die österreichische Kriegsverwaltung ein Repetirgewehr mit Mittelschaftmagazin und Geradzug-Keilverschluss, Construction des Oberingenieurs Ferdinand v. Mannlicher, für die bevorstehende Neubewaffnung des k. u. k. Heeres, als Modell 1884, Caliber 11 mm, und es wurden im Laufe des Jahres 1886 5000 Stück solcher Gewehre in Steyr erzeugt, um behufs grösserer praktischer Erprobung an die k. u. k. Truppen vertheilt zu werden.
Nachdem an dem Repetirmechanismus des Mannlichergewehres ziemlich eingreifende Aenderungen vom Erfinder sowohl als auch vom k. u. k. Militärcomitö durchgeführt worden waren, wurde das neue System als Modell 1886 sanctionirt und davon in Steyr 1887 87.000 Stück bestellt. Inzwischen setzte die Waffen-
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