die Aufträge in solchem Maasse, dass zur Bewältigung der erforderlichen Leistung eine neuerliche Vergrösserung der maschinellen Einrichtung sich als nothwendig erwies und nach ungefähr zehn Jahren die erste Dampfmaschine bereits durch eine von 40 HP ersetzt werden musste. Aus der einst so unscheinbaren Werkstätte wurde allmälig ein mächtiges Fabriksanwesen, dessen Leistungen den Ruf der Firma Gasser in weite Fernen trugen. Gegenwärtig ist der maschinelle Apparat der Fabrik derart eingerichtet, dass in derselben jede Waffe in allen ihren Theilen hergestellt werden kann.
Im Jahre 1874 wurde die Fabrik mit der Lieferung von Revolvern für die montenegrinische Regierung betraut; die mit den vervollkommneten Hilfsmitteln nach Menge und Güte gesteigerte Production befähigte die Firma, sich auch der kräftigen Pflege des Exportes nach den Balkanländern und Kleinasien zu widmen.
Ihre Leistungsfähigkeit zeigte die Firma nicht nur in der Erzeugung der für Regierungen und Behörden (wie z. B. für die gesammte Sicherheitswache von Wien und vielen anderen Städten) bestimmten Revolver und Waffen- bestandtheile, sondern auch in der Fabrication von Luxusrevolvern, Jagdgewehren u. s. w., welche ebenso für den heimischen Bedarf, wie auch für das Ausland in grosser Menge geliefert werden. Der bedeutende Pro- ductionsumfang der Fabrik erhellt aus der Thatsache, dass die Erzeugung jährlich an 3o.ooo Revolver umfasst, neben welcher eine umfangreiche Fabrication von Gewehren und sonstigen Waffen und Waffentheilen einhergeht. Die Fabrik besitzt eine eigene Schiesstätte, in welcher sämmtliche Schusswaffen ohne Ausnahme nach der Scheibe eingeschossen werden, bevor sie zum Verkaufe gelangen. Seit dem Jahre 1873 besitzt die Firma für den Detailverkauf ihrer Erzeugnisse eine Niederlage in Wien, I., Kohlmarkt 8.
Sämmtliche Arbeitsräume sind im sanitären Interesse der Arbeiter, deren die Fabrik zeitweise bis zu 500 beschäftigt, wie nicht minder im Interesse einer exacten Ausführung der Arbeiten mit elektrischer Beleuchtung ausgestattet.
Durch die stetige Prosperität des Unternehmens sah sich die Firma bald veranlasst, an eine Erweiterung ihrer Erzeugungsstätten zu schreiten, und so wurde in St. Pölten ein Wasserwerk erworben, woselbst anfangs mittelst Fallhämmer und Frictionspressen die Schmiedearbeiten für die Wiener Fabrik vorgenommen wurden. Die reichlich vorhandene Wasserkraft fand aber damit nicht ihre völlige Ausnützung, und um diese, wie auch die grossen Räumlichkeiten besser zu verwerthen, gieng die Firma im Jahre 1879 an die Errichtung einer Weicheisengiesserei daselbst.
Die Vortheile des schmied- und schweissbaren Eisengusses für alle Gewerbe sind heute so allgemein bekannt, dass es wohl keiner eingehenden Besprechung derselben bedarf. Der Absatz der Gasser’schen Gusserzeugnisse beschränkt sich nicht auf das Inland, sondern erstreckt sich auch auf Deutschland, Italien, Serbien, Rumänien, Bulgarien, Russland etc.
Die Giesserei liegt an der Peripherie, jedoch noch innerhalb der Stadt St. Pölten, besitzt eine Wasserkraft von 50 HP, 12 Schmelzöfen, 14 Temperöfen, 2 Cupolöfen und beschäftigt an 3oo Arbeiter, die zum grossen Theile in den zur Fabrik gehörigen Baulichkeiten, in geräumigen, allen sanitären Anforderungen entsprechenden Wohnungen untergebracht sind. Das Werk verfügt auch über eine eigene wohlgeschulte und mit den neuesten Geräthen ausgerüstete, aus 25 Mann bestehende Feuerwehr.
Die Leistungen der Firma Leopold Gasser fanden bei vielen Anlässen von maassgebender Seite Anerkennung. So wurde insbesondere der auf den Begründer der Firma folgende Inhaber derselben, Johann Gasser, ein Bruder des ersteren, nachdem er schon vorher das goldene Verdienstkreuz mit der Krone erhalten hatte, im Jahre i8g3 von Sr. Majestät durch Verleihung des Ritterkreuzes des Franz Josef-Ordens ausgezeichnet. Viele andere Auszeichnungen, wie die Verleihung des fürstlich montenegrinischen Danilo-Ordens, der silbernen Medaille des Niederösterreichischen Gewerbevereines, sowie zahlreiche erste Ausstellungspreise und ehrende Anerkennungen geben Zeugnis von dem hohen Ansehen, dessen sich die Firma Leopold Gasser im In- und Auslande erfreut.
■ytmm:
m m m\
ssrs «*i
•Lfcv
Wafienfabrik Wien.
mmm