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DAS WIENER CLAVIER.
e pianoforte n’est qu’un instrument de chaudronnier en comparaison du clavecin. Mit diesen wenig schmeichelhaften Worten begrüsste Voltaire im Jahre 1774 das Vordringen des Hammerclaviers.
Daniel Schubart schreibt in seiner Aesthetik der Tonkunst (1784): «Clavier jetzt spielt, schlägt, trommelt und dudelt Alles: der Edle, Unedle, der Stümper, Kraftmann; Frau, Mann, Bube, Mädchen; es gehört mit zur guten Erziehung. Doch das Clavichord, dieses einsame, melancholische, unaussprechlich süsse Instrument hat Vorzüge vor dem Fortepiano. Wer nicht poltert, rast und stürmt, wessen Herz sich oft und gern in süssen Empfindungen ergiesst — der geht am Pianoforte vorüber und wählt sich ein Clavichord.»
Noch ca. 70 Jahre später findet sich ein deutscher Fachschriftsteller und Instrumentenmacher, Welker von Gontershausen, welcher in rührenden Worten seinem Schmerze Ausdruck gibt über das Zurückweichen der Harfe vor dem Pianoforte.
Heute noch ist «Clavierseuche» ein beliebtes Schlagwort der nimmer müden Musikkritiker-.
Und dennoch hat das Pianoforte (Hammerclavier) auf allen Linien gesiegt, sogar gegen die schönen Arme der so oft besungenen Harfnerin. Die siegreichen Feldherren waren die Componisten; die Helden in diesem instrumentalen Kriege waren die Virtuosen; die ganze clavierspielende Armee bestand nur aus Freiwilligen, welche Liebe und Begeisterung für Musik jenem Instrumente zuführte, welches die reichsten Ausdrucksmittel besitzt zu Solovortrag, Begleitung und Uebertragung von Ensemble- und Orchester- compositionen.
Die Vorgänger des Pianofortes: Harpsicord, Spinett, Clavichord, Virginal . . . haben nur mehr historische Bedeutung für die stillen Räume der Museen, um an der Seite der mehr als tausendjährigen Psalter (Vorgängerin der Harfe) über Wandelbarkeit und Undank der Welt zu seufzen. Der einst so gefeierten und gepriesenen Harfe ist nur mehr eine bescheidene Rolle im Orchester zugewiesen.
Ueber die Erfindung des Hammerclaviers, welche vorerwähnter Historiker (?) Gontershausen mit den Worten: «Darin erblicken wir weder etwas Ungewöhnliches noch Auffallendes» abfertigt, steht uns ein reiches Material von Fach- und Streitschriften zur Verfügung, aus welchem zu entnehmen ist, dass drei räumlich von einander weit entfernte Zeitgenossen fast gleichzeitig an die Schaffung des Hammerclaviers dachten. Bartholomäus Cristofali 1 ) in Florenz' (geb. in Padua) veröffentlichte im Jahre 1711 Beschreibung und Zeichnung einer Hammerclaviermechanik, welche die wesentlichen Theile der heutigen
J ) Die Stadt Padua hat ihrem Sohne Cristofali, auch Cristofori genannt, als dem Erfinder des Hammerclaviers ein Monument aufgestellt.
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