Clavierfabrik in Reichenberg.
A. PROKSCH
FLÜGEL- UND PIANINO-FABRIK
REICHENBERG UND AVIEN.
ie Anfänge dieses Unternehmens reichen zum Jahre 1858 zurück. Damals betrieb der Reichenberger Stadtorganist Anton Proksch, den die fachmännische Kritik als hervorragendsten Vertreter seines Instrumentes im Lande rühmte, und der ein Bruder des hochbedeutsamen Musik- und Clavier- pädagogen Josef Proksch war, den Handel mit Pianofortes. Ein winziges, unscheinbares Schild mit den Worten: «Hier sind Pianoforte zu verkaufen» lud Kaufbeflissene in einen kleinen Raum und zu einer bescheidenen Auswahl der damals gangbaren grossen Flügel ein, die heute fast nur noch in Concert- sälen anzutreffen sind.
Nach dem Tode des Gründers übernahm sein Sohn Josef Proksch, der jetzige Chef, den Betrieb des kleinen Etablissements. Um auch durchgreifende Reparaturen vornehmen zu können, sah sich derselbe veranlasst, im Jahre 1864 eine Werkstätte für Ausbesserungsarbeiten zu errichten. Es schwebte ihm wohl schon damals die Idee vor, Instrumente zu fabriciren, aber die bescheidenen Mittel und kleinen Verhältnisse verzögerten sein Vorhaben bis 1871; erst in diesem Jahre ward es ihm ermöglicht, seinen lang gehegten Wunsch zu verwirklichen. Vorerst waren es Pianos, die erzeugt wurden, doch bereits 1874 wurde der erste Flügel fertiggestellt und damit der Grund zur heutigen Ausdehnung und Bedeutung des Etablissements gelegt.
Schon die kurz darauf beschickte Ausstellung in Teplitz (1875) brachte dem jungen Unternehmen die höchste zu vergebende Auszeichnung, das Ehrendiplom; einmüthig wurde bereits damals anerkannt, dass die Instrumente der Firma A. Proksch an Solidität, Sauberkeit und Zuverlässigkeit den übrigen vaterländischen Fabrikaten nicht nachstehen, und ebenso rühmend wurde hervorgehoben, wie geschmack- und stilvoll ihr Aeusseres gehalten sei.
Grössere Aufträge und die Unmöglichkeit, im alten Locale einen rationellen Betrieb zu führen, bestimmten den jungen, nach höheren Zielen blickenden, strebsamen Industriellen im Jahre 1875, die Fabrication bedeutend zu erweitern und zu diesem Behufe ausgedehntere Gebäude und Grundstücke anzukaufen. Binnen kurzem wurde Dampfbetrieb eingeführt und mit Zuhilfenahme aller einschlägigen technischen Fortschritte und Einrichtungen, des elektrischen Lichtes, der Trockenkammern, die dem Holze auf natürlichem Wege Feuchtigkeit und Harzbestandtheile entziehen, der Kunsttischlerei, Feinpolirerei u. s. w., wurden jene Grundlagen geschaffen, welche der Firma A. Proksch nicht nur im engeren Heimat-, sondern auch im weiteren Vaterlande einen ehrenvollen und hervorragenden Platz sichern.
Unablässig bemüht, seine Instrumente zu verbessern und zu vervollkommnen, scheute Josef Proksch weder Arbeit noch Kosten, neue Modelle ausfindig zu machen, die der Schönheit des Tones keinen Eintrag thun und dennoch ein gefälliges und vornehmes Exterieur zur Schau tragen sollten; er errang denn auch auf einige einschneidende Neuerungen und mehrere künstlerische Modelle Privilegien der hohen Behörden.
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