Heft 
3 (1870) Heft 3
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werden kann, hat so eben eine beachtens- wertbe Abhandlung über die Nothwen- digkeit der Anlage unterirdischer Tele­graphenlinien und zwar speciell in Bezug auf Norddeutschland veröffentlicht, wel­cher wir folgende Stellen entnehmen:

Die elektrische Telegraphie, erst seit zwei Jahrzehnten im praktischen Leben angewendet, ist bereits zum einflussreich­sten Mittel für den Nachrichten-Verkehr geworden und hat eine so tief eingreifende Wirkung auf alle Verhältnisse des Staats­lebens erlangt, dass es als überflüssig erscheinen muss, ihre Wichtigkeit für das Letztere noch besonders hervorzuheben.

Indem sie die Nachrichten auf die grössten Entfernungen mit Gedanken­schnelle übermittelt, rückt sie gleichsam alle durch die Leitungsdrähte verbundenen Städte, Länder und Welttheile nahe zu­sammen und überwindet Raum und Zeit in wunderbarster Weise, so dass sie jetzt schon für Handel und Wandel, für die Familie, im Kriege und im politischen Leben geradezu unentbehrlich geworden ist. Die kleinste Stadt vermag heute nach­zuweisen, dass der Besitz dieses geistigen Verkehrsmittels für sie als Bedürfniss zu betrachten ist.

Für den Umfang der in dieser Bezie­hung gemachten Ansprüche zeugen die zahlreichen auf allen grösseren Verkehrs­wegen befindlichen Telegraphen-Leitun- gen und nur mit äusserster Anstrengung ist es bisher gelungen, diesen Ansprüchen einigermassen zu genügen. Mit der Stei­gerung derselben und mit der Zunahme der Leitungsdrähte an den Gestängen ver­mehrt sich die Schwierigkeit der Befriedi­gung und in demselben Masse vormindert sich, wie man behaupten kann, die Mög­lichkeit, dass der elektrische Telegraph der an ihn gestellten Hauptanforderung ein zuverlässiger Träger des Nachrichten- Verkehrs zu sein zu entsprechen vermag.

Der Grund für diesen Uebelstand ist ip dem jetzt vorzugsweise gebräuchliche^ Constructionssistem der Telegrapheh- Linien zu suchen. Die Uebermittelung der telegraphischen Nachricht geschieht bekanntlich durch aufeinander folgende Impulse des elektrischen Stromes, welche vermittelst Apparate auf der die Naehricht gebenden Station dem Leitungsdrahte mitgetheilt werden und, fast mit der Ge­schwindigkeit des Lichtes sich fortpflan­zend, die Apparate der empfangenden Station in einer den Beamten verständlichen Weise in Bewegung setzen.

Die Grundbedingungen für die Fort­pflanzung des elektrischen Stromes sind, ganz abgesehen von den Apparaten, die absolute Continuität der Drahtleitung und demnächst die gute Isolation derselben. Die geringste noch messbare Lücke in der Leitung macht jede Fortpflanzung der Elektricität und hiermit das Telegraphiren unmöglich. Mängel der Isolation, veran­lasst durch Berührungen des Drahtes mit irgend welchen leitenden, mit der Erde in Verbindung stehenden Körpern, stören und erschweren die Correspondenz, indem einTheil der Elektricität hier abgeleitet wird und nur eine zur Bewegung der Apparate nicht immer ausreichende Menge derselben zur fernen Station gelangt.

Ausser diesen beiden Haupterforder­nissen: vollkommener Zusammenhang und möglichst gute Isolation des Leitungs­drahtes, muss die ganze Telegraphen- Anlage aber auch die gehörige Solidität und Festigkeit besitzen, um äusseren stö­renden Einflüssen widerstehen und ihrer Bestimmung dauernd entsprechen zu können.

Es gibt nun zwei verschiedene Con- structionssisteme der Telegraphen-Anla- gen: Das der oberirdischen Telegra- phen-Linien, bei denen der Leitungsdraht in der isolirenden Luft frei aufgehängt,