Dekolonisierung
- DefinitionDekolonisierung bezeichnet den über die politische Unabhängigkeit hinausgehenden, bis in die Gegenwart fortwirkenden Prozess der kritischen Auseinandersetzung mit kolonialen Machtverhältnissen, Wissensordnungen und Wahrnehmungsweisen. Sie zielt darauf ab, jene Strukturen, Ideologien und Institutionen zu verändern, die auch nach der formalen Dekolonisation fortbestehen, und umfasst damit politische, ökonomische, kulturelle und epistemische Dimensionen. Dekolonisierung bedeutet, koloniale Logiken in Sprache, Wissen, in sozialen Beziehungen und zwischenmenschlichen Interaktionen zu erkennen, zu verlernen und alternative Formen des Wissens und Zusammenlebens zu ermöglichen.
- QuellenBoaventura de Sousa Santos, Epistemologies of the South: Justice Against Epistemicide, New York 2014, 119 f.
Frederick Cooper Colonialism in Question. Theory, Knowledge, History. Berkeley 2005, 233.
Walter Mignolo, The Darker Side of Western Modernity: Global Futures, Decolonial Options. Durham 2011, 52 f.