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net. Das Zimmer ist für 60 Kinder bestimmt. 30 zweisitzige Bänke nach Kunzes System stehen da, für die Kinder der verschiedenen Altersclassen und Grössen wohl gebaut und geben ein Bild musterhafter Nettigkeit, Ordnung und Behaglichkeit. Arzt, Schulmann, Vater und Mutter können sich mit dieser Bank befreunden. 1 ) Das einsitzige Pult der Amerikaner und Schweden ist wegen des Raumbedarfes und der Kosten für österreichische Schulen in der Regel nicht erreichbar.

Das Licht fällt von links durch 4, von hinten durch 2 Fenster ein. Die höchst einfachen Rollvorhänge aus derber, ungebleichter Leinwand gehen aber nicht hinab, sondern hinauf; sie halten demnach, wenn nöthig, das gefähr­liche, von unten eindringende Licht, das ein wahres Gift blendend auf die Arbeit, von dem Fussboden zurückgeworfen, qualvoll in die Augen der Kinder fällt und Blindheit herbeiführen kann, gänzlich ab, sie lassen das wich­tige Oberlicht ein und gestatten, dass eine ganze Seite der Schule bei grellem Sonnenlichte verhängt werde.

Im Schulzimmer wird die Luft sehr rein sein und im Sommer keine ängstliche Schwüle verbreiten. Dafür wird die Ventilation sorgen. Ueber dem Erdboden führen vom Garten her schachtartige Kanäle durch die Mauer die einen im Sommer, die andern im Winter die frische Luft in ergiebiger Menge zu. Die Sommer- Ventilation lässt die reine Luft unter dem Katheder ausströmen ; die Winter- Ventilation führt die frische Luft zum Fusse des Ofens und sorgt dafür, dass diese zwischen Ofen und dem denselben umgebenden Mantel vorerwärmt werde. An dem höchst einfachen Mechanismus (Klappen) ist nichts zu verderben. Die unbrauchbar gewordene Luft wird durch eine siebartige Oeffnung im Plafonde ab- und durch einen einfachen hölzernen Schlauch zu der Luftkammer fort­geführt. Das Schulzimmer ist aber auch als wirkliches Schulzimmer ge­dacht frei von Staub; der Fussboden ist, wie alle Fussböden im Hause, mit heissem Oele eingelassen; die Kinder haben das Fuss werk an einem grossen Kratzeisen vor dem Schulhause, sodann über dem im unteren Vorhause angebrachten, hohlen, mit Latten benagelten Raume und endlich an der grossen Strohschütte nebenan gründlich gereinigt. Nasse Oberkleider können im Schul- ziminer nicht abgelegt werden, weil keine Kleiderhaken da sind, können somit auch die Luft nicht verderben; nasse Schuhe sollen wie wir alsbald erfahren werden gleichfalls nicht ins Schulzimmer gebracht werden.

An der Einrichtung des Zimmers fällt uns die geschmackvolle Form, der schöne, praktische und dabei wohlfeile Anstrich vortheilhaft auf. Der ein­fache Tisch des Lehrers, die Sessel, der zweckmässig verglaste Kasten, ent­haltend die Lernmittel der österreichischen Landschule, der Spucknapf, die Holzkiste, der Korb für Papierschnitzel, kurz alles Nützliche ist zugleich nett und sauber gehalten. Ueberall soll diese Schule zugleich eine Schule des Ge-

1) Die Olmützer Schulbank von .1. Schober. Wien Pichlersche Buchhandlung 1875. Mit 5 Tafeln Abbildungen und 1 Masstabellc. Preis 20 kr. ö W. (4 Silbergroschen).