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Neue Anträge.

Anträge des Bundesvorstandes.

1. Auskunftsstelle für die Frauenarbeit in der Ge­meinde.

Referentin: Frau Helene Granit sch.

2. Ausgestaltung der Gewerbekommission in ein Frauenberufsamt.

Referentin: Frau Hertha v. Sprung.

Die Bundesvereine werden höflich gebeten bis längstens 10. Juni ihre Delegierten bekannt zu geben. An diese ergeht das Ansuchen, bis zu diesem Termin die Unteikunft und die Mittagmahle zu bestellen.

Organisation.

Organisation! Das Wort ist in aller Munde, aber die richtige Vorstellung von der Bedeutung dessen, was es umschließt, fehlt in bürgerlichen Frauenkreisen. Die politische Zusammenfassung der sozialdemokratischen Arbeiter und Arbeiterinnen, die nicht übersehen werden kann, wird wohl zur Kenntnis genommen, jedoch ohne daß eine ernstliche Nutzanwendung derselben versucht würde. Es lohnt daher, Zeit und Raum an eine nähere Betrachtung zu wenden.

Betrachten wir das Naturreich; was da lebt, jede Pflanze, jedes Tier, der Mensch, ist organisierte Materie. Wer einmal darauf gelenkt wird, die Wunder des Ineinandergreifens, sei es in einer Pflanze oder in einem Tier, zu beobachten, kann nicht mehr davon ablassen und wird in stets neuem Staunen jedes einzelne Gebilde, welches das Ergebnis der Organisierung ist, betrachten. Bedenken wir, daß durch dieselbe die Elemente, welche an sich tot und ohne Funktion sind, zu Individuen werden, welche die höchsten Funktionen erfüllen, so bekommen wir die richtige Wertung der­selben. Das gilt von der organisierten Materie im Naturreiche. Aber auch im Gesellschaftsleben wird uns die Bedeutung der Organi­sierung klar, wenn wir einen Vergleich zwischen den im Naturzu­stände und in einer organisierten Gesellschaft lebenden Menschen ziehen. Wir sehen hier, daß die eigentliche Menschwerdung, und alles was Kultur ist, auf die Wechselwirkung und Ergänzung zurück­zuführen ist, welche im gegliederten Gemeinschaftsleben zur Wirkung kommt. Der Wilde, der einsam in einem Felsspalt oder unter einem Laubdach lebte, sich mit Tierfellen bekleidete und sich von Wurzeln und wildwachsenden Pflanzen nährte, war dem Mangel und steten Gefahren ausgesetzt; erst als durch gegenseitige Hilfe der Acker­bau und die Tierzucht ermöglicht wurden, begann das menschliche Dasein. Die gegenseitige Hilfe war entscheidend, denn sie ermöglichte die Differenzierung, die Ergänzung und dadurch die Fortschritte.

Der eine wurde Jäger, der andere Viehzüchter, ein anderer wieder Ackerbauer, ein anderer Baumeister und alsbald brauchte