Vorwort.

Das Lehrer-Pädagogium der Stadt Wien ist bis jetzt ein Unikum, die einzige Anstalt seiner Art, obwohl man es neuerdings, da man die Wichtigkeit seines Zweckes mehr und mehr erkennt, in einigen größeren Städten, freilich nur unvollkommen, nachzuahmen versucht hat. Sein Zweck ist die planmäßige Fortbildung von Jünglingen und Männern, welche bereits durch eine Staatsprüfung die Befähigung zum Lehrdienst an Volksschulen dargethan haben. Die Anstalt zeigt in ihrer Entstehung, Organisation und bisherigen Entwickelung so wichtige und eigenthümliche Momente, daß sie ohne Zweifel zu den merkwürdigsten Erscheinungen gehört, von denen die Geschichte der Pädagogik zu berichten weiß. Die Eigen­artigkeit des Instituts macht aber eine richtige Auffassung desselben den Fernerstehenden schwer. Aus diesen Gründen glaube ich nicht nur meinen Berufsgenossen, sondern allen Freunden der Lehrer­und Volksbildung eine erwünschte Auskunft zu geben, wenn ich jetzt, nachdem das Pädagogium fast ein Lustrum vollendet hat, ein Bild der Anstalt entwerfe, dessen Züge zwar nicht bis in das kleinste Detail ausgeführt werden, aber doch den Charakter objec­tiver Treue an sich tragen sollen.

Wien, im Mai 1873.

Dr. Dittes.