Einzelstück 
Anleitung zur Positiv- und Negativ-Retouche
Entstehung
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Die negative Porträt -Retouehe.

wo diese Form auch vorzukommen pflegt, hier müssen diese Einschnitteentfernt werden, d. h. die Stirne soll unter Beibehaltung der sonstigenrunden Formen glatt retouchirt werden, damit das Porträt der Dame oderdes Kindes nicht ein derbes Aussehen erhalte, welche Betouche übrigensdie Aehnlichkeit des Porträts nicht im mindesten alterirt.

Stirnfalten jeder Sorte, wie sie bei jungen Männern und Damen undselbst bei Kindern bis zu mittleren Jahren Vorkommen, müssen ebenfallsgänzlich entfernt werden, besonders jene vertikalen Stirnfalten die durchdas Zusammenziehen der Stirne entstehen, da erstere dem Porträt einaltes, letztere ein streng düsteres Aussehen verleihen (Tafel 1 u. 2), wasman thunlichst vermeiden soll. Bei älteren und ganz alten Personenmüssen alle Falten, mit Ausnahme jener, die etwa störend wirken könnten,belassen, jedoch mehr oder weniger nach Bedarf gemildert werden, be-sonders jene bereits erwähnten vertikalen Falten, die leicht dem Porträtein zu finsteres Aussehen geben könnten (Tafel 1). Beim Ausgleichen derStirne muss die grösste Vorsicht beobachtet werden, damit jene zartenHalbschatten und Uebergänge nicht verschwinden, die für die Plastik derStirne unumgänglich nothwendig sind. Störende Unebenheiten als Aus-wüchse, Wimmerl, geringere Narben, Flecken, Sommersprossen u. dgl.müssen ebenfalls und zwar in jedem Alter gänzlich entfernt werden.Sollte die Stirne nach dem Charakter der Matrize zu flach erscheinen,was bei zu lang exponirten Matrizen am häufigsten vorzukommen pflegt,so können die höchsten Lichter (sogenannte Spitzlichter) derselben theil-weise verstärkt werden, wodurch eine grössere Weichheit erreicht wird,doch muss dies mit der grössten Vorsicht geschehen, damit nicht etwaeine beulenartige Geschwulst daraus entstehe. Das scharfe Abgrenzen derStirne nächst den Haaren ist unnatürlich und giebt denselben ein perücken-artiges Aussehen.

2. Das Auge.

Das Auge trägt unter allen Zügen des Porträts am meisten zurAehnlichkeit des Originals bei, die Contouren desselben, sowie dessen Form,dürfen unter keiner Bedingung geändert werden. Ich will nur jeneFälle anführen, wo eine Nachhilfe von Seite des Betoucheurs ohne Beein-trächtigung der Aehnlichkeit möglich ist. Wenn das Auge sehr tiefliegendist und man würde die tiefen Schatten unterhalb der Augenbrauen sobelassen, wie selbe die Aufnahme wiedergab, so würde der Blick finster