Die negative Porträt - Retouche.
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erscheinen; in diesem Falle muss dieser Schatten bei genauer Einhaltungder etwa vorhandenen Details soweit durch die Retouche gemildertwerden, als es nothwendig ist, um das Auge freier und somit freundlicherhervortreten zu lassen (Taf. 2). In den meisten Fällen wird diese ebenangeführte Nachhilfe genügen. Stark Kurzsichtige, die sich ohne Brillephotographiren lassen, bekommen, wenn sie einen Gegenstand längerfixiren, gewöhnlich einen sogenannten falschen Blick, dieser lässt sichleicht dadurch repariren, indem man von jener Seite des Augapfels des-jenigen Auges, der das Schielen verursachte, soviel abnimmt als nothwendigist, um den Blick richtig zu stellen; der fehlende Theil des Augapfelsmuss dann selbstverständlich am positiven Abdruck ergänzt werden. Aufdiese Art können nach Wunsch alle jene Personen, die stets schielen,einen korrekten Blick erhalten, ohne dass hierbei die Aehnlichkeit be-einträchtigt wird. Wenn das Auge in Folge der momentanen Beleuchtungeines jeden Lichtpunktes entbehrt, so erscheint dasselbe matt und aus-druckslos, in diesem Falle kann dadurch nachgeholfen werden, dass manan richtiger Stelle einen Lichteffekt aufsetzt, letzterer darf nicht zu grellsein, da sonst der Blick ein streng starrer wird. Wenn das Auge in Folgedes starken Blinzelns während der Aufnahme unscharfe Contouren zeigt,so können diese nachgeschärft werden.
Die Thränensäcke bilden ebenfalls einen Faktor sowohl bei derCharakteristik als auch bei der Aehnlichkeit des Porträts; dieselben müssenbei Beibehaltung der Form soweit gemildert werden, als nothwendigerscheint, um der Wirklichkeit zu entsprechen. Beliesse man dieselbenso wie die Aufnahme sie wiedergiebt, so würde das Porträt einenkrankhaften mitunter verzehrten Zug aufweisen (Taf. 3); dies soll im All-gemeinen, insbesondere aber bei jungen Personen vermieden werden,dagegen würde das gänzliche Entfernen der Thränensäcke die Aehnlichkeitbeeinträchtigen. Falten, die hauptsächlich in dieser Gegend am häufigsten,besonders bei älteren und ganz alten Personen Vorkommen, müssen eben-falls soweit' gemildert werden, dass sie nicht störend auf den Gesammt-eindruck des Porträts wirken (Taf. 1). Bei der Damenwelt in mittlerenJahren können solche eventuell vorkommende Runzeln ganz entferntwerden (Taf. 4), dagegen wäre es geradezu unverzeihlich, wenn maneinem Greise die Falten entfernen wollte. Das Resultat würde wohl keinesweiteren Komentars benöthigen.