Einzelstück 
Anleitung zur Positiv- und Negativ-Retouche
Entstehung
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Die negative Porträt -Retouche.

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Bilde erscheint, der die Weichheit des Porträts beeinträchtigen würde.Das richtige Mass, wie weit dieser Zug in jedem Alter gemildert werdensoll, kann man sich nur durch Erfahrung aneignen. Es ist einleuchtend,dass z. B. bei einer jungen Dame (Taf. 5) dieser Zug, der oft sehr tiefauf der Matrize erscheint, und der Betreffenden ein altes Aussehen gebenwürde, mehr gemildert werden muss, als etwa bei einem Greise (Taf. 6).Wenn dieser Zug eine nach einwärts gebogene Richtung gegen denMundwinkel (Taf. 4) oder weiter hinein annehmen sollte, so gäbe diesdem Porträt einen weinerlichen Ausdruck, in diesem Falle muss derselbenach auswärts geschoben werden, ebenso wenn derselbe zu lang bis etwazum Abschluss der Wange gegen den Hals reichen sollte; im letzterenFalle müsste dieser Zug verkürzt werden, etwa in der Höhe des Mund-winkels. Den Abschluss der Wange gegen den Hals bildet ein nachauswärts verlaufender schmaler Schatten, der vom Ohrläppchen bis überdas Kinn reicht, derselbe manifestirt sich oft, besonders bei magerenWangen, in der Matrize als ein scharfer durchsichtiger Strich, der selbst-verständlich die Weichheit des Bildes beeinträchtigen könnte; auch dieserSchatten muss entsprechend gemildert und auf beiden Seiten sanft ver-laufend retouchirt, aber keinesfalls entfernt werden, da sonst Hals undWange eine Fläche bilden würde, was der Natur nicht entsprechen kann.Yorkommende Muttermale oder Warzen, die zur Charakteristik desKopfes oft nöthig sind, müssen jedoch ebenfalls in einem gemildertenZustande belassen werden (Taf. 4); wenn letzteres unterlassen würde, sokönnten selbe als Flecken oder als Schönheitspflästerchen angesehenwerden. Eingefallene Gesichter zeigen oft mehrfache Veränderungen inder Formation der Wangen, die sich hauptsächlich in mehr oder wenigermarkirten Schatten manifestiren (Taf. 4), dieselben treten am häufigstenbei Männern in erhöhterem Masse hervor, und zeigen mitunter scharf ab-gegrenzte Linien, die häufig eine eckige Form annehmen; diese oft grossenContraste zwischen Licht und Schatten können unmöglich zur Weichheitdes Bildes beitragen, demnach müssen dieselben unter Beibehaltung sämmt-licher Formen soweit gemildert werden, als es nöthig ist, um die grobenContraste zu beheben, wobei die etwa vorhandenen scharfen Abgrenzungensanft verlaufend retouchirt werden müssen. Das richtige Mass zu treffen,wie weit in dieser Richtung vorgegangen werden kann, ist Sache der Er-fahrung. Erfahrungsgemäss wünscht fast jeder Mensch, der mager ist,