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Die negative Porträt-Retouche.
3. Die Wange.
Die Wange ist so verschiedenartiger Natur, dass es schwer ist, fürjeden einzelnen Fall die Form zu präzisiren; folgende Formationen sindam häufigsten, und zwar: Wangen mit hervorstehenden Backenknochen,glatt, vollwangig und eingefallen. Im Allgemeinen müssen bei derßetouche diese Formen in jedem einzelnen Falle genau eingehalten werden,da dieselben speziell nicht nur zur Charakteristik, sondern auch zurAehnlichkeit wesentlich beitragen. Z. B.: Wie würde sich eine abzehrendePerson, oder sehr eingefallene Wangen mit vollem Gesichte ausnehmen?Trotzdem sind in den häufigsten Fällen mehrfache Modifikationen geboten,die ich näher beschreiben will: Bei jeder Wangenformation bildet derBackenknochen das höchste Licht, von da aus verzweigen sich die ver-schiedenen Schatten (Halbschatten) successive nach allen Richtungen; diesist eine Regel, die der Retoucheur immer vor Augen haben soll, unddie gewissermassen die Grundlage für die Plastik der Wangen bildet. Beider Retouche von Köpfen mit vollen Wangen ist eine besondere Vorsichtnöthig, dass beim Ausgleichen nicht zu viel abgerundet werde, besondersgilt dies für den Abschluss derselben zwischen Mundwinkel und Kinn,wo durch ein unrichtiges Anbringen des Ausgleichkornes leicht eine Ge-schwulst entstehen kann; im Uebrigen sollen, namentlich bei jugendlichenPersonen alle vorkommenden Unebenheiten entfernt werden; das Ein-gefallene der Wangen, welches sich von der Mitte des Ohres in schieferRichtung gegen den Mundwinkel zieht und selbst bei den vollsten Wangensehr häufig vorkommt, muss soweit gemildert werden, als es nothwendigerscheint, ohne hierbei eine Geschwulst zu verursachen (Taf. 4). Beliesseman diesen Zug so, wie die Aufnahme ihn wiedergiebt, so erhielte dasPorträt ein krankhaftes Aussehen, was besonders bei vollen Gesichternan und für sich ausgeschlossen ist. Den Abschluss der Wange gegenden Nasenflügel und Mundwinkel bildet eine schmale Vertiefung, die sichvom ersteren bis zum letzteren, oft aber als Fortsetzung bis zum Abschlussdes Kinnes hinzieht; dieser Zug darf unter gar keiner Bedingung, selbstbei den jugendlichsten Personen gänzlich entfernt werden, da derselbenicht nur zur Aehnlichkeit, sondern auch zur Plastik der Wange un-umgänglich nothwendig ist. Wohl aber muss dieser Zug bei jedem Altergemildert werden, da derselbe oft als ein harter schwarzer Strich auf dem