Die negative Porträt-Retouehe.
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weise Fehlendes künstlich ersetzt werden; es ist selbstverständlich, dassbei dieser Arbeit die grösste Vorsicht beobachtet werden muss, dass nichtetwa durch eine unrichtig angebrachte Retouehe die Formen des Kopfesverunstaltet und dadurch die Aehnlichkeit verloren gehe. Weniger wichtigsind in dieser Richtung die Kleider, doch auch deren Behandlung erfordertSachkenntniss, da es nicht gleichgültig ist, ob der Faltenwurf steif odernatürlich ist. Die Kleider können analog wie der Kopf auch auf derSchichteseite durch Verstärkung der Details behandelt werden; diese Arbeitist aber sehr zeitraubend und daher nicht sehr praktisch; vortheilhafterwird es sein, diese Prozedur auf der hinteren Glasseite vorzunehmen. Zudiesem Behufe wird die Glasseite der Matrize auf die bekannte Art mitMattlack lackirt, sodann werden die Details der Falten, selbstverständlichdie Lichter mit groben Bleistiftstrichen, soweit verstärkt als es nöthig ist;durch die Dicke des Glases erscheinen die Details auf dem positiven Ab-druck gerade so fein, als wenn sie auf der Schichteseite angebracht wordenwären. Um jedoch die zu grossen Kontraste gänzlich aufzuheben, ist esschliesslich nothwendig, dass man alle Schattenpartien, entsprechend derKraft, soweit auf der hinteren Glasseite abdeckt, als es die Harmonie desBildes erfordert. Ueberkräftige und zu kurz exponirte Platten sollenin der Regel nicht abgeschwächt werden, da sonst durch diese Procedursämmtliche, selbst stärker angedeutete Details total verloren gehen; undumgekehrt müssen solche, die in der Durchsichtskraft zu schwach sind,bis zur gehörigen Kraft verstärkt werden; wenn dies zulässig ist, lässtsich die Matrize noch retten, dagegen wenn dies nicht möglich ist, istdie Platte absolut unbrauchbar.
L. Behandlung lichter, insbesondere weisser Kleider.
Um ein günstiges Resultat des Abdruckes zu erzielen, ist vor Allemnothwendig, dass die Platte eher etwas über- als unterexponirt sei; fernermuss der Operateur beim Hervorrufen der Platte darauf Rücksicht nehmen,dass dieselbe eine grössere Durchsicht der Lichter zeige, als dies beidunklen Kleidern gewöhnlich der Fall ist; mit anderen Worten: die Matrizemuss zum mindesten zwei Gradationen schwächer gehalten werden, sodass alle Details beim weissen Kleide in der Durchsicht besehen, deutlichwahrnehmbar sind. Der Kopf, die nackten Arme, die Hände, sowie die
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