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Die negative Porträt-Ketouche.
Büste werden auf die bekannte Weise retouchirt, sodann werden diehöchsten Lichtpartieen der Falten des Kleides, sowie vorhandene Spitzenoder Schleier (Taf. 5), entsprechend verstärkt, wozu man sich am vorteil-haftesten des Bleistiftes bedienen kann. Diese Arbeit erfordert sehr vielGeduld und Verständniss; durch die eben erwähnte Procedur wird dieModulation des Kleides weicher, die Schatten treten zurück und dasBild wird effektvoll und brillant; zum Schluss werden alle Fleischtheile,nötigenfalls auch die Haare auf bekannte Weise auf der hinterenGlasseite abgedeckt. Der Zweck dieser Operation ist, die Fleisch -theile des Porträts in der Kopirung solange in der Entwickelungzurückzuhalten, bis die Kleider hinlänglich Zeit haben, sich vollständigin allen Details auszubilden. Die Kraft der Abdeckung muss selbst-verständlich in Einklang mit der Gesammtwirkung des Bildes ge-bracht werden. Ueberkräftige Matrizen mit lichten Kleidern müssenunbedingt abgeschwächt werden, da sich sonst damit nichts ausrichtenlässt; das Resultat wäre ein hartes Bild.
M. Herrichtung you flauen Matrizen.
Kraftlose Porträt-Negative, die sich nicht verstärken lassen, könnenauf nachstehende Art derartig hergerichtet werden, dass sie die brillantestenAbdrücke wiedergeben. Man macht sich nämlich von der regelrechtretouchirten Matrize ein Diapositiv durch Auflegen der beiden Platten,Schichte auf Schichte; nachdem dieses von den etwa vorhandenen durch-sichtigen Flecken oder Punkten befreit wurde, wird vom Diapositiv einzweites Negativ auf dieselbe Weise hergestellt. Wird nun auf der Glasseiteder Original-Matrize die von durchsichtigen Flecken befreite zweite Matrizedurch das lothrechte Halten beider in der Durchsicht genau aufgepasstund mit Papierstreifen an den Rändern befestigt, so erhält man einenatürliche Verstärkung in allen Details der Original-Matrize; die Lichterwerden dadurch kräftiger; die Schatten treten zurück und man erzielt dasgewünschte Resultat. Dieses Verfahren kann man auch bei Landschafts-Matrizen, besonders vorzüglich aber bei Reproduktionen mit grossem Nutzenanwenden; bei letzteren kommt es häufig vor, dass die Reproduktion voneinem verblassten oder vergilbten Originale gemacht wurde; in diesen Fällenist das Resultat stets ein flaues, da zumeist eine Verstärkung wenig Nutzen