Vorrede.
JJie Retouche im Allgemeinen bildet einen Hauptbestandteil derPorträt-Photographie, da von deren richtigen Behandlung das Gelingendes Porträts im artistischen Sinne wesentlich abhängig ist. Um dieRichtigkeit dieser Behauptung nachzuweisen, werde ich versuchen, denGegenstand näher zu besprechen. Die Photographie stellt jeden Gegenstandso dar, wie er in Wirklichkeit ist, nur mit der Abweichung, dass sämmt-liche Schattenpartien bedeutend tiefer sind als selbe im Leben erscheinen;durch diese Thatsache scheinen alle Gegenstände, namentlich Porträts,trotzdem, dass die Oontouren genau sein müssen, nicht völlig dem Originalezu entsprechen. Die Folge davon ist, dass sämmtliche Porträts das Originalälter und in den meisten Fällen verzerrt wiedergeben und* mitunter eineunrichtige Modulation zeigen; ferner gibt es selten, ja nach meiner Er-fahrung niemals Köpfe, die von allen Flecken, als Sommersprossen, Leber-flecken, Blutflecken, Blatternarben u. dgl. vollkommen frei wären; die Auf-gabe des Retoucheurs ist also, alle diese Fehler zu beheben und demPorträt das richtige Maass von Licht und Schatten zu geben, um auf dieseArt dasselbe dem Originale entsprechender und in Folge dessen ähnlicherzu gestalten. Die Erfahrung zeigt ferner, dass der beste Operateur trotzalles guten Willens nicht im Stande ist, immer ein gleich gutes Resultatzu erzielen; dies lässt sich namentlich bei einem Fachphotographen leichterklären; derselbe wird in Folge des momentanen Zudranges des Publikumszur Eile getrieben; er hat es ferner mit lebenden Wesen zu thun; dieLichtverhältnisse sind oft verschieden u. dgl., wodurch es sich sehr ofttrifft, dass der geübteste Operateur ungleich exponirte Platten hervorbringen