I. Die negative Porträt-Betouche.
Die negative Retouche soll zum grössten Theil die positive Retoucheentbehrlich machen, in Folge dessen bildet dieselbe den wichtigsten Theilder Porträt-Retouche im Allgemeinen, da nur von deren richtiger Behand-lung ein günstiges Resultat des Bildes zu erwarten ist. Berücksichtigt man,da 3 die Matrize gewissermassen die Grundform der zu erzeugenden Ab-drucke sein soll, so ist es erklärlich, dass dieselbe möglichst tadellos her-gestellt sein muss, um einen guten Erfolg zu erzielen, daher soll jederPhotograph sein grösstes Augenmerk auf die Matrize selbst und derenRetouche richten und keine Zeit und Mühe scheuen, dieselbe auf daskorrekteste hersteilen zu lassen. Von einer Matrize werden oft mehrereDutzend Bilder bestellt; wurde nun dieselbe mangelhaft retouchirt, so mussfolgerichtig jeder einzelne positive Abdruck retouchirt werden, eine nichtnur unpraktische, sondern auch speziell zeitraubende, daher total verwerflicheArbeit. Eine Hauptbedingung einer gediegenen Negativ-Retouche, istdie genaue Kenntniss des Charakters der Matrize, dieselbe ist sicherlichkeine leichte Aufgabe, da hierzu eine lange Erfahrung und möchlichstschnelle Uebersicht gehört. Der Negativ-Retoucheur kann aber nur dannetwas Gediegenes leisten, wenn er im Stande ist, auf den ersten Blick zuerkennen, was der Matrize fehlt, wobei ihm stets das Resultat der Copievorschweben muss; hat er die anhaftenden Fehler erkannt, so ist es seineAufgabe, dieselben auf das gewissenhafteste zu beheben. Aus dem Gesagtenerscheint es daher unbedingt nothwendig, dass derjenige, der sich diesemFache widmen will, vorausgesetzt, dass er ein guter Zeichner ist, sich vor-her die genaue Kenntniss des Charakters der Matrize, sowie des Operations-faches und der Photographie im Allgemeinen anzueignen suche, da sonstalle Zeit und Mühe vergeblich wäre.
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