Geehrte Anwesende!

Es ist das erste Mal, daß ich zu einer größeren Versammlung spreche, es ist das erste Mal, daß ich eine meiner Ideen öffentlich vor­bringe. Verzeihen Sie mir daher, wenn ich nicht so deutlich und nicht so zur Sache spreche, wie Geübtere und Kräftigere es thun würden.

Ich trete heute mit einem Antrag an Sie heran, der den weib­lichen Unterricht betrifft. Ich stelle diesen Antrag an Sie, die Förderer weiblicher Ausbildung und weiblichen Erwerbes, weil ich die Hoffnung hege, daß in Ihren Händen die mir heilige Idee Fleisch und Blut werde.

Im §. 2, Buchstabe 6, unserer Statuten heißt es, daß wir durch Unterricht für Berufs-, Gewerbs- und Handelsgeschäfte der Frauen dem Zwecke unseres Vereines zu entsprechen gedenken. Es wurden Hiebei jedoch nur die Fachschulen erwähnt, und ich wüßte in der That nicht die Be­rechtigung zu meinem Antrag an Sie zu finden, wenn mir der Z. 1 dieselbe nicht gewähren würde, indem er als Zweck des Vereines die Unter­stützung der wirthschaftlichen Thätigkeit der Frauenwelt überhaupt betont.

Ich gehe nun von der Ansicht aus, daß Vorschulen die Mittel sind, um die wirtschaftliche Thätigkeit zu erweitern und daher zu fördern, und bitte Sie, aus diese Ansicht gestützt, meinen Erörterungen Gehör zu schenken.

Was ich beantrage, das ist die Errichtung eines Unter-Real- Gymnasiums für Mädchen.

Die Idee einer solchen Schule wird gewiß von Manchem gehegt, ihre Veröffentlichung ist aber in Oesterreich neu, und daher geeignet, schon um des Neuen, Ungewohnten willen auf Widerstand zu stoßen; sie ist