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aber auch geeignet, um ihrer Tendenz willen, die Erwerbsfähigkeit der Frauen zu fördern, vielfaches Widerstreben und mannigfachen Tadel zu erfahren.

Ich verhehle mir diesen Umstand nicht, und er allein ist es, welcher mich zwingt, Ihre Aufmerksamkeit länger als die Rücksicht für Sie es mich wünschen läßt, in Anspruch zu nehmen. Ich möchte nämlich erstens zeigen, daß durch die Errichtung solcher Schulen die Zwecke unseres Vereines wesentlich gefördert werden, und zweitens

einige von den Gegnern der freien weiblichen Arbeit zu er­wartende Einwände beleuchten und vielleicht entkräftigen.

Zum ersten Theil meiner Aufgabe übergehend, gestehe ich es, mein Vorschlag hat insoferne Revolutionäres an sich, als er Hergebrachtes zu bekämpfen bestimmt ist. Diese Revolution ist jedoch von sanfter, humaner Art, denn sie bezweckt nicht die Beeinträchtigung fremder Interessen, sie rührt nicht an dem Rechte, an dem Eigenthume Anderer, sondern sie wünscht und fordert für das weibliche Geschlecht nur die Möglichkeit, einen besseren Unterricht zu erhalten!

Geehrte Frauen! Sie opfern sich in der humansten Art um mittel­losen Mädchen und Frauen Quellen der Existenz zu eröffnen. Außer der Handelsschule jedoch, so nützlich und vortrefflich auch die übrigen von Ihnen gegründeten Anstalten sind, ist nicht eine derselben geeignet, die Bildung des Mädchens aus dem intelligenten Mittelstände zu erhöhen, und damit ihnen ergiebige Erwerbsquellen zu eröffnen. Glauben Sie nicht, daß ich es nicht würdige, daß Sie das Haus vom Grunde aus­bauen, daß ich es nicht weiß, wie schwer Sie mit der öffentlichen Mei­nung und den beschränkten Mitteln kämpfen, daß ich die Thätigkeit gering halte, welche armen Handarbeiterinnen Unterstützung und Fortkommen verschafft. Ich wende jedoch meinen Blick auch auf Mädchen aus andern Ständen oder besser gesagt, auf die weibliche Intelligenz aus allen Stän­den, und da ist es gerade die Theilnahme, welche die Handelsschule findet, die mich ermuntert, Sie aufzufordern, eine Schule für Mädchen zu grün­den, auf deren Basis sie sich nicht nur dem einen, sondern vielfältigen Erwerbszweigen zuwenden können. Mit den Kenntnissen eines Unter-Real-

Gymnasiums ausgerüstet, werden die Schülerinnen entweder die Handels­schule besuchen, welche ihnen bei größeren Vorkenntnissen auch ein größeres Feld eröffnen wird, oder sich dem Lehrfache zuwenden, oder werden sie den Weg der praktischen Lehre antreten, wie er jetzt von unseren Knaben genommen wird. Sie werden bei Goldarbeitern, Graveuren, Uhrmachern.

Vergoldern, Buchbindern, Drechslern, Färbern, Optikern, Gärtnern, Emailleuren, Apothekern u. s. w. als Lehrlinge oder Praktizirende eintre-