Der Pavillon des kleinen Kindes.

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von 30 Tropfen oder 3 Gramme oder 45 Gran einer Löfung von einfach kohlen- faurem Kali, welche 11 Percent kohlenfaures Kali enthält, genügt, um die faure Reaction der beiden Mehlforten zu neutralifiren.

Im Pavillon des kleinen Kindes war das Liebigfche Nahrungsmittel in zwei Formen ausgeflellt: als Extradlpulver der Liebigfchen Kinderfuppe von Georg Stöger in Wien, und in concentrirter Form von Hermann v. Liebig und A. Widemann.

Von anderen Nahrungsmitteln für kleine Kinder war von Herrn Raab, Apotheker in Wien, eine Eleifchextracl-Chocolat und von Filipp Suchart aus der Schweiz eine Ivinderchocolat ausgeflellt.

Das Kind bedarf einer forgfältigen Reinigung. In den erften Monaten foll es täglich gebadet und gewafchen werden.

Die Einrichtung dafür befleht in der Radewanne und dem Wickeltifch oder Wafchtifch.

Im fürftlichen Kinderzimmer und im englifchen Kinderzimmer waren Wickel- oder Windeltifche ausgeflellt von muflerhafter Einrichtung. In einem Seiten- cabinette war von Ed. Lipovsky aus Heidelberg die Einrichtung eines Kinder- fpitales ausgeflellt mit der Badewanne und einem Wickeltifch und von Franz Zacherl ein zweckmäfsig eingerichteter Tifch, auf welchem das Kind bequem gewafchen werden kann. Die dafür präparirten Schwämme waren von vor­züglicher Qualität.

Die Ausftattung cles Kinderzimmers.

I. Die Kindenväfche.

Das neugeborne Kind hat eine noch unausgebildete Haut, die äufserft empfindlich ifl gegen Luftzug und Kälte. Man kann erfl nach einigen Monaten, wenn das Kind Schweifse entwickelt, annehmen, dafs die Haut ausgebildet ifl. Bis dahin ifl dasfelbe, befonders in der Winterszeit, forgfältig warm zu halten. Wenn fich das Kind nafs macht, fo kühlt es an diefen Stellen um fo rafcher ab. es ifl daher auch darauf zu achten, dafs es nicht lange in der Näffe liegen bleibt.

Darnach mufs die Leibwäfche des Kindes eingerichtet fein. Von einer zweckmäfsigen Leibeswäfche und deren forgfältigem Wechfel hängt die erfle gefunde Entwicklung des Kindes zum grofsen Thcile ab.

Die Wäfche und Kleidung des Kindes ifl nach dem Klima und der Jahres­zeit fehr verfchieden. In der Wiener Ausftellung war Gelegenheit zu eingehenden Studien hierüber geboten.

In Photographien und anderen Bildern, in Figurinen und plaftifchen Dar- flellungen konnte man die Kinder bei verfchiedenen Völkern vom nackten Neger­kinde bis zu dem in Pelzwerk eingewickelten und eingenähten Kinde der Eskimos fehen.

In dem Pavillon des kleinen Kindes waren nach den Angaben des Hof- rathes Dr. Hermann Widerhofer zwölf Statuetten von Müttern, ihr Kind nach der Sitte von zwölf verfchiedenen Völkern tragend, aufgeflellt: eine Wienerin, eine Oberöflerreicherin, eine Kroatin, eine Engländerin, eine Nordamerikanerin, eine Egyptierin, eine Kaflernfrau, eine Indierin, eine Chinefin, eine Brahlianerin, eine Lappländerin und eine Samojedin, und man konnte an diefen Statuetten zugleich die Art der Bekleidung des Kindes fehen.

Die chinefifche und japanefifche Commiffion hatten jede in einem Seiten- cabinette Wäfche und Kinderkleider ausgelegt.

Die englifche Commiffion hatte in einem der Seitencabinette die vollflän- dige Ausftattung eines englifchen Kinderzimmers ausgeflellt, darunter auch die