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l>r. Ferdinand Stamm.

Die englifchen Kinderzimmer hatten einen vorzüglichen Verfchlufs, damit das kleine Kind nicht nach vorne vom Seffel fallen könne.

Im chinefifchen Kinderzimmer Händen zwei Seffel für ein ganz kleines und für ein etwas gröfseres Kind. Vorne war jeder Seffel mit einer Ilolzftange gefchloffen. um das Kind vor dem Ilerabflürzen zu fchiitzen und an diefer Ilolzftange hingen drei Ringe von Bambusrohr. Das Kind hatte daran ein Spielzeug, das es nicht wegwerfen konnte und das beim Drehen zugleich klapperte.

Wir möchten diefes Spielzeug zurXachahmung empfehlen und zugleich rathen, die Ringe vcrfchiedcn zu färben, etwa nach den Grundfarben : roth, gelb und blau.

Der T i fc h , an welchem das Kind ifst, fpielt oder fich mit den Anfängen des Lefens, Schreibens oder Rechnens befchäftigt, foll im Verhältniffe mit der Höhe des Sitzes gebaut fein, fo dafs der Sitzende während der Befchäftigung fich auf­recht halten kann und die Gegenflände in der richtigen Sehweite vor fich hat. Wenn das Kind vorgebogen mit gekrümmtem Rücken fitzen mufs, so wird es eng- brüftig, wenn es die betrachteten Gegenflände zu nahe vor den Augen hat, kurz- fichtig; zwei Uebel, die man fo häufig bei Studenten entwickelt antrifi't.

Zu empfehlen ifl eine Tifchplatte, welche nach Art der Fröbelfchen Spiel- tifche fich kreuzende Linien von beftinnnter Entfernung hat und die ein quadra- tifches Netz von zwei Centimeter Entfernung der Mafchen bilden, damit das Kind frühzeitig fein Augenmafs üben kann.

Je nachdem die Knochen des Kindes früher oder fpäter erftarken , richtet cs fich, wenn es ungefähr ein Jahr alt iffc, auf, um zu flehen und fich im Gehen zu verfuchen. Am liebften ergreift es dabei die Mutterhand und läfst fich führen.

Auch diefes mufs anfangs mit Vorficht gefchehen, damit das Kind nicht ein- feitig gezerrt wird und Schaden nehme.

Im Pavillon des kleinen Kindes waren zwei Statuetten zu fehen, von denen die eine zeigte, wie ein Kind fchleclit geführt wird, indem es bei einer Hand fchief in die Höhe gezogen wird, was eine Verrenkung zur Folge haben kann. Die andere Statuettengruppe zeigte ein Kind in der Mitte von zwei Erwachfenen, die es an beiden Händen in der zweckmäfsigften Weife führen. Am Gängel­bande, das man dem Kinde um die Brüll fchlingt und unter beiden Armen zurück zufanwnenfafst, fühlt das Kind die Bruft beim Gehen in nachtheiliger Weife beengt.

Um der Mutter die Mühe des Führens zu erleichtern, gebraucht man den Gehftuhl oder die Gehfchule. Ein folcher Gehftuhl war in dem chinefifchen Zimmer ausgeftellt Mehrere Bambusftäbe bildeten ein niederes Geländer um einen etwa zwei Schuh weiten achteckigen Raum. Das Kind kann fich an dem Geländer anhalten und aufrichten. Alle Stäbe find rund und glatt. Das Kind ftöfst nirgends an eine Ecke und kann einige Schritte machen. An dem Geländer hängen einige Ringe aus Bambusrohr gefchnitten und laden das Kind zum Spiele ein.

In dem Seitencabinette, wo die Einrichtung einer Creche ausgeftellt war, fah man eine Gehfchule für mehrere Kinder.

Zu den gewöhnlichen Einrichtungsftücken des Kinderzimmers gehört auch die Schaukel und das S ch auke 1 p fe r d als ein beliebtes Spielzeug der Kin­der. Die Natur drängt fie, fich zu bewegen und das Schaukeln ist gefund, es ent­wickelt die Lungen, indem es ein kräftiges Athmen erregt und übt die Kinder das Gleichgewicht zu halten.

Mufterhafte Kinderfchaukeln waren von England ausgeftellt in dem engli- fchen Kinderzimmer und in der Sammlung von Herrn Kremer jun. aus London. Diefe Schaukel hat drei Sitze und befchäftigt drei Kinder, zwei auf den äufseren Sitzen, welche fich gegenfeitig das Gleichgewicht halten, und ein drittes auf dem Mittelfitz, welches fich rechts oder links neigend die Schaukel in wiegende Bewegung fetzt.

Diefe Schaukel kippt nicht leicht um, macht wenig Lärm und hat einen fanften Gang.