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llebrigen§ rourbe bie Slrgneifunft im Mittelalter nic^t nur non ben SHofterfrauen,fonbern aud) oon toeltlidjen grauen auf§ eifrigste geübt. M i c£) a e I faftt eine 9iet£je bezüglicher Stotigen in bie ©ä^e jufammen:

SBei ben alten (Germanen lag bie ^»eilfunbe Dor^ug§= roeife in ben $änben ber grauen. Sind) jebe gebilbete grau be§ Mittelalter^ mufjte hierin einige Kenntnis unb $rap£ befihen. ©ine geroiffe ärztliche Schulung roar in ber $at ben mittelalterlichen grauen nötig. Jt)nen lag ja bie pflege er? franfter unb oerrounbeter bitter ob. üföufjte auf einer ab? gelegenen SSurg bie grau leinen Sefdjeib, fo Eonnte bei bem Mangel eine§ SlrgteS ber Sluffdjub groedentfprechenber £>anbtungen oon üblen folgen begleitet fein. Jn ber 1)0= fifteen 2)id)tung erfdjeinen baher bie grauen giemlid) oft nicht blo3 al§ Pflegerinnen, fonbern auch al£ Slergte. Jroein§ äßunben roerben oon aroei Jungfrauen bebient, roelche ©alben aufftreitfjen unb einen SSerbanb anlegen. Jm ,Xriftan' ®ottfrieb§ oon ©trajjburg ift bie Königin Jfotbe eine gefdjidte Stettin unb übertrifft alle £)eilfünftler, bie man bem oerrounbeten gelben be§ ©ebichte§ gugeführt hatte. Söei bem fran^öfifchen dichter ©htreftien läfct Stönig S(rtu§ ben ©enefdhaü ^eg ober £ei oon einem tüchtigen Slrgte unb beffen groei Schülerinnen behanbeln. Jm ,Par= jioal' üöolfram§ ift bie Königin Slrnioe eine treffliche 2ßunb= ärgtin. ©treng gefchidjtliche Jeugniffe befunben biefelbe Satfache. Ju 93t a i n z roar im Jahre 1288 eine grau Stettin, unb fdjon im oorauSgetjenben Jahrljunbert erfuhr Peter ber (Sh^roürbige oon ßlunt) ärztliche SSeljanblung oon 3 roei feiner Stiebten, bie Jttofterfrauen roaren. ©elbft bem ßehrfach ift ba§ roeiblid)e ©efdjlecbt nicht ferngeblieben. Jn bem ßehrlörper ber mebijinifehen ©chute $u ©alerno be= fanben fidh auch (Gattinnen unb Töchter ber Profefforen. SJtehrere berfelben finb mit (Erfolg al§ ©djnftftellerinnen aufgetreten; bie berühmtefte roar Sortula, oieüeicht um bie Mitte be§ 11. Jahrhunbert§." J

') i. c. 438 f. 23ergl. auch Marcel Saubouin, 1. c. chap. Ill unb IV, p. 99 ff., höchftintereffante Eingaben über mittelalterliche Sleratinnen.