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sie bestimmt gleich, aber über fl. 5 steigt's selten. Die Erste beim Tisch hat fl. 5. Manchmal gibt es welche, die mehr haben.

Vorsitzender: Was geschieht dann, wenn die Arbeitszeit gekürzt wird? Exp. Nr. 11: Tann wird für jede Stunde 10 kr. abgezogen. Gezahlt wird auch 10 kr.

Vorsitzender: Das stimmt nicht; Sie haben eine zehnstündige Arbeitszeit, und da müßten Sie pro Tag fl. 1 haben. Nun sagen Sie aber, daß Sie pro Woche höchstens fl. 5 haben. Exp. Nr. 11 : Für die Ueber- stnnden werden auch 10 kr. gezahlt, für die gewöhnliche Arbeitsstunde macht's weniger.

Experte ^: Das richtet sich nach dem Lohn. Es wird von dem Wochen- lohn ausgerechnet, wie viel auf die Stunde entfällt, und das Entfallende wird abgezogen. Exp. Nr. 11: So genau wird das nicht gemacht. Je nachdem der Herr gelaunt ist, zieht er manchmal mehr und manchmal weniger ab.Arbeit wird nicht nach Hause gegeben. Der Lohn der Männer steigt von fl. 6, 7 bis 12, 13. Die männlichen Lehrlinge lernen drei Jahre; man braucht so lange, um die Arbeit zu erlernen.

Vorsitzender: Wie schnell erlernt es ein Mädchen ? Exp. Nr. 11: In einem Jahre können sie auch schon einen Carton zuschneiden. Aber meist sind es drei Jahre.

Vorsitzender: Das ist die Lehrzeit nach dem Genossenschafts­statut. Ich meine aber, ob es nothwendig ist? Exp. Nr. 11: In zwei oder anderthalb Jahren können sie es auch erlernen.

Vorsitzender: Kommen Strafen vor? Exp. Nr. 11: Wenn Eine fünf Minuten später kommt, wird ihr eine halbe Stunde abgezogen. Sonstige Strafen gibt's nicht. Was mit den Strafgeldern geschieht, wissen wir nicht. Eingeholten werden sie von der Frau und dem Herrn. Die Strafen werden eingeschrieben und Samstag abgezogen. Die Arbeitszeit währt von 7 bis 0 Uhr. Mittag ist eine Stunde Pause, die genau ein­gehalten wird. Wir können während der Pause in der Werkstätte bleiben. Wenn viel zu thun ist, arbeiten wir an Feiertagen bis Mittag, am Sonntag selten. Wir haben eine Kündigungsfrist von acht Tagen. Aber wenn der Herr schlecht gelaunt ist, gibt er Einer das Buch und sagt, sie kann gehen.

Vorsitzender: Haben Sie nicht die Erfahrung, daß während der Ferien schulpflichtige Kinder hinkommen? Exp. Nr. 11: Nein.

Vorsitzender: Wir haben das von Einzelnen gehört. Expertin Nr. 11: Das könnte ich nicht sagen.

Vorsitzender: Wohnung und Kost nimmt man in Ihrer Branche nicht beim Unternehmer? Exp. Nr. 11: Nein.

Vorsitzender: Sind Geschenke an Vorgesetzte üblich, daß man dem Werkführer zum Beispiel oder sonst Jemandem etwas schenkt? Exp. Nr. 11: Nein.

Vorsitzender: Wie steht's mit der Ernährung? Exp. Nr. 11: Wie bei den Buchbindern. Man nimmt sich den Kaffee mit, Mittag kauft man sich Suppe, Gemüse und Brot. Es gibt auch Manche, die den ganzen Tag vom Kaffee leben. Wo ich früher war, haben sich die Mädchen den Kaffee nicht wärmen dürfen; die Frau hat gesagt, sie wirft ihn durch's Fenster hinunter. Sie haben also den Kaffee kalt getrunken.

Vorsitzender: Aus welchem Grunde ist denn das verwehrt worden? Exp. Nr. 11: Sie sagt, sie kann den. Geruch von Kaffee in der Werkstatt nicht vertragen. Unser Arbeitslocal befindet sich im Souterrain. Es sind mehrere Zimmer. Ein großer Saal hat sechs Fenster auf die Gasse; es befinden sich 30 Arbeiter in demselben. Bei Tag ist es licht, sonst haben wir Petroleumlampen. Die Ventilation ist nicht gut. Der eingeweichte Leim hat einen üblen Geruch, der Kessel raucht oft, weil der Leim mit Petroleum

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Fraiien-Encnu'te.