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Wittelshöfer: Machen die Anderen freiwillig Ueberstunden oder herrscht ein Zwang? — Exp. Nr. 80: Wenn Eine nicht will, wird sie weggegeben.
Wittelshöfer: Warum ist das bei Ihnen nicht der Fall? — Exp. Nr. 80: Das weiß ich nicht, vielleicht traut sie sich nicht.
Wittelshöfer: Waren Sie immer Einstärkerin? — Exp. Nr. 80: Ich war früher auch Büglerin.
Wittelshöfer: Haben Sie sich dabei weniger gut befunden? — Exp. dir. 80: Wie ich hingekommen bin, bin ich zum Putzbügeln aufge- nommen worden, die Frau hat aber gesagt, wenn es mir recht ist, kann ich diesen Platz übernehmen. Es war nämlich aus der Stelle ein Dienstmädchen, die hat ihr die Arbeit nicht recht gemacht.
Wittelshöfer: Fangen die Dienstmädchen erst nach der Arbeit zu reinigen an? — Exp. Nr. 80: Ja. Am Samstag müssen sie auch die Fenster putzen.
Wittelshöfer: Wie lange dauert die Mittagspause? — Expertin Nr. 80: Eine halbe Stunde ist festgesetzt, es werden aber immer 5 bis 10 Minuten abgerissen. Wir gehen in die Küche und holen uns das Essen, dann wird geläutet und weitergearbeitet. Eine Arbeitsordnung haben wir nicht.
Vorsitzender: Wollen Sie uns etwas über die anderen Betriebe erzählen? — Exp. Nr. 80: Unser Hans ist eines der besseren. In anderen Häusern herrschen die größten Uebelstände. Bei einer Wäscherei in Simmering geht es miserabel zu. Die Leute müssen pünktlich von 5 Uhr Früh bis 10 Uhr Abends arbeiten.
Vorsitzender: Kommen nicht viele Erkrankungen und Blutstürze vor? — Exp. Nr. 80: O ja. (Ueber Befragen des Vorsitzenden.) Die Meisten haben eine Viertel- oder halbe Stunde nach Hause und können bestenfalls sechs Stunden schlafen. Bei der erwähnten Wäsck^rei in Simmering müssen sich die Leute schrecklich plagen und haben sehr schlechte Kost. Der Lohn ist derselbe, oft aber schlechter. Wenn Eine wegkommt, lassen sie oft den Platz unbesetzt. Die Arbeit muß aber doch gemacht werden.
Vorsitzender: Wie ist das Verhältniß zwischen Arbeiterinnen und Dienstboten bei Ihnen? — Exp. Nr. 80: Sie vertragen sich ganz gut.
Vorsitzender: Wir gelangen nun zur Vernehmung von Expertinnen aus der Branche der Blumemnacher. Herr Experte Eßl, Sie haben schon in einer früheren Sitzung deponirt, haben Sie noch etwas zu erwähnen? — Experte Eßl: Die früher *) in der Enquete einvernommenen Expertinnen dieser Branche waren aus einer Fabrik, die eine der besten in Bezug auf die Behandlung und die sonstigen Verhältnisse in Wien ist. Wir haben solche Betriebe in Wien vielleicht nur vier. Ueber das Technische des Betriebes wurde damals bereits ausgesagt.
Expertin Nr. 81: In dem Betriebe, wo ich beschäftigt bin, werden Rosen und Knospen erzeugt. Ich bin zwölf Jahre beim Fach und habe nie etwas Anderes gemacht als Rosen und Knospen. Die Inhaberin des Geschäftes ist eine Frau; es sind nur zwei Arbeiterinnen beschäftigt. Die Saison ist von November bis Mai, halben oder Ende Juni. In der flauen Zeit müssen wir einige Tage aussetzen, manche muß zwei Monate und länger aussetzen. Die Arbeit wird nur mit der Hand gemacht. Maschinen gibt es nicht, außer Pressen. Die haben wir aber nicht. Es gibt auch Heimarbeiterinnen. Wir haben solche. Die Arbeiterinnen recrutiren sich nur selten aus besseren Kreisen. Wir haben drei Lehrmädchen. Die Frau arbeitet auch selbst mit. Die Arbeit wird durch die Krankencasse und durch die Zeitung vermittelt. Die Lehrmädchen lernen nur Rosen- und Knospen-
*) Siehe 4. Sitzung vom 3. März 1896.