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worden, wenn von 7 bis 5 Uhr gearbeitet wird. Wird um eine Stunde länger gearbeitet, so haben sie 95 kr.

Vorsitzende: Wie lange haben Sie im Jahre zu thun? Exp. 8: Unsere Saison beginnt Anfangs März und endet meistens Ende October. Es kommt aber vor, daß wir auch im Winter zu arbeiten haben, besonders bei der Decorirungsarbeit. Da wird aber nicht einmal der zehnte Theil der Arbeiter beschäftigt. Ueberstunden werden bei uns nicht gemacht. Bei uns muß der Mörtel zweimal angemacht werden. Zuerst wird er unten hergerichtet und am Gerüste oben wird er wieder mit Gips angemacht, weil, sobald der Gips drinnen ist, die Masse leicht hart wird. Das Kalklöschen besorgen die Handlangerinnen vom Baue. Eine Kündigungsfrist haben wir nicht. Bei uns herrscht kein Cautinenwesen.

Vorsitzende: Sind die Arbeiterinnen auch von den Arbeitern abhängig? Exp. 8: Es kommt auch vor, daß sie chicanirt werden, je nachdem sie dem Arbeiter zu Gesicht stehen. Wir sind in der Kranken- und Unfallversicherung.

Vorsitzende: Wie werden die Arbeiterinnen aufgenommen? Exp. 8: Wir haben eine Arbeitsvermittlung, aber meistens wendet man sich an dieselbe nicht. Die Handlaugerinnen gehen zum Herrn hin aus den Platz und fragen sich um Arbeit an.

Dr. v. Fürth: Wäre es möglich, das Hinausschaffen des Mörtels auf andere Weise zu besorgen, z. B. mit Winden? Exp. 8: Möglich wäre es schon, aber die Meister thun es nicht, weil sie sich da eine Maschine anschaffen müßten, und vom Baumeister bekommen wir das nicht. Seitdem ich beim Geschäfte bin, ist das Hinauftragen Usus. Im Auslande hat man keine weiblichen Hilfsarbeiter, sondern nur männliche. Das habe ich in Bulgarien auch gesehen. Bei uns sind die weiblichen Hilfsarbeiter besser zu verwenden, weil sie billiger sind.

Dr. Frey: Bei Ihnen gibt es also überhaupt keine Maschine zur Beförderung des Mörtels? Exp. 8: Nein.

Bardorf: Wie ist es mit der Zustellung des Materials vom Platze auf den Bau? Exp. 8: Wenn Material vom Platze wegzuführen ist, so müssen das die Handlangerinnen thun. Bei uns ist es Usus, daß die Männer immer nur am Wagen ein wenig antauchen. Freilich vergessen manche drauf und gehen lieber am Trottoir. In der Früh muß man da eine halbe oder drei Viertelstunden früher auf dem Platze sein, damit man zur rechten Zeit am Arbeitsorte ist. Für die Ueberzeit bekommt man nichts. Es gibt Herren, die verlangen, daß man schon um halb 5 Uhr am Platze ist. Da muß zuerst der Mörtel am Platze angemacht werden.

Engel: Nach Ihrer Darstellung ist es eigentlich sehr schwer möglich, mit einer Maschine beizukommen? Exp. 8: Die Arbeit läßt das nicht leicht zu. Auch würden wir meist vom Baumeister oder Polier keinen Platz bekommen, um die Maschine aufzustellen. Wenn man die Poliere dafür extra bezahlte, dann ginge es schon.

Exp. Nader: Die Stuceaturer und Maurer sind getrennt. Wenn nun der Stuccaturermeister dem Polier einen Fünfer oder Zehner gibt und ihm sagt : Betreiben Sie die Geschichte, damit es schneller geht, so wird der Polier sofort einen Auszug vom Baumeister zur Verfügung stellen, sonst sagt er aber: Den brauche ich selber. Unmöglich ist es jedenfalls nicht, eine Maschine zu verwenden.

Dr. Ofner: Kommen auch in Ihrem Gewerbe häufig Unfälle vor? Exp. 8: Sehr häufig.

Vorsitzende: Kommt es auch vor, daß schwangere Frauen Mörtel hinauftragen müssen? Exp. 8: Ja. Bei uns bringen von den Frauen vielleicht kaum 20 Percent lebenskräftige Kinder zur Welt. Es kommt vor, daß die Kinder im Mutterleibe getödtet werden. Es ist noch zu bemerken,