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Regiespesen in Abzng zu bringen sind. Das erscheint mir noch ganz plausibel. Der Herr Experte hat aber noch bezüglich der Knopflöcher angegeben, daß der Snbunternehmer 7 kr. per Dutzend bekommt und nur 2-5 kr. der Arbeiterin zahlt. Da hätte er an jedem Dutzend 4-5 kr. Gewinn, und nach­dem eine Arbeiterin allein 40 Dutzend täglich herstellen kann, so würde er an einer einzigen Arbeiterin sl. 1'80 täglich verdienen. Ist es wirklich so? Exp. Ludwig: So ist es.

Dr. Ofner: Wie viel Arbeiterinnen hat ein Ihnen bekannter Zwischenmeister, der Knopflöcher macht? Exp. Ludwig: Bei den flachen Löchern 18 bis 20, bei den runden Löchern vier.

Dr. Ofner: Er hat also 24 Arbeiterinnen, die täglich zusammen 960 Dutzend machen. Er hätte also täglich von beinahe 1000 Dutzend einen Profit von je 4'5 kr., also zusammen fl. 45. Wenn wir für die tägliche Regie den enormen Betrag von fl. 15 veranschlagen, so hätte er fl. 50 täglich Profit, das ist meiner Ansicht nach ein Ding der Unmöglichkeit. Exp. Ludwig: Das ist aber doch so, ich weiß es, weil ich im Geschäfte selbst Berechnungen anstellte. Ich kenne eine Arbeiterin, welche dort arbeitet. Bevor ich hieher gekommen bin, habe ich mir diese Arbeiterin kommen lassen und mir genaue Ziffern angeben lassen.

Dr. Schwiedland: Wenn das richtig wäre, so würden doch die Confectionäre selbst so gescheit sein und sich die Mädchen auf eigene Regie znm Knopflochnähen aufnehmen und auf diese Weise fl. W.000 jährlich verdienen. Exp. Ludwig: Tann wäre er kein Confectionär mehr. Ich bleibe bei meinen Angaben, denn sie entsprechen vollkommen der Wahrheit.

Expertin Nr. 120 (über Befragen des Vorsitzenden): Ich bin Mieder- ausfertigerin und bin erst seit 14 Tagen in meinem jetzigen Betriebe. Früher war ich l'Z Jahre in einem Geschäfte, in dem 30 Mädchen waren. Es war dies das erste Geschäft, in welches ich gegangen bin. Ich wurde dort als Lehrmädchen aufgenommen und bin nach kurzer Zeit zu allen Arbeiten verwendet worden. Es ist dort eine zweijährige Lehrzeit üblich. Am Anfang hatte ich fl. 2, nach einem Jahre 50 kr. mehr, und als ich wegging, fl. 3. Es sind dort Maschinnäherinnen, dann Arbeiterinnen, welche Mieder einfassen, ferner Appreteurinnen, Einspännerinnen, Einzieherinnen und Anspitzlerinnen (die die Spitzen an's Mieder nähen und dasselbe aus­fertigen). Arbeitszeit war von (°8 Uhr Früh bis o§8 Uhr Abends, mit einer Mittagspause von fünf Viertelstunden und einer Vormittags- und Jausenpause von je 10 Minuten. Die Entlohnung war nach den ver­schiedenen Kategorien verschieden. Die Maschinnäherinnen waren am besten gezahlt. Diese hatten fl. 4 bis 7. Es waren deren fünf. Beim Einfassen und Anspitzeln waren zwei Arbeiterinnen, beim Einziehen sechs, welche fl. 4 bis 6 verdienten. Die beim Adjustiren waren, haben am wenigsten bezahlt bekommen, nämlich fl. 3 bis 4'50. Von diesen waren ungefähr Sechs bis Sieben im Geschäfte. Es ist auch vorgekommen, daß ein und das­selbe Mädchen zu zwei Arbeiten verwendet wurde. So war eine Bleicherin da, die fl. 6 bekommen hat und die Vormittags gebleicht hat und Nachmittags in der Appretur war. Ferner war eine Spitzeneinzieherin mit fl. 6. Die Pausen sind genau eingehalten worden, es wurde immer vorher und nachher abgeläutet. Zu Mittag wurde das Local gesperrt. Ueberstunden haben wir niemals gehabt. An Sonntagen wurde nur höchst selten von drei bis vier Mädchen von 8 bis 12 Uhr gearbeitet. Diese haben 40 kr. dafür bekommen. Es wurde das ganze Jahr gearbeitet; an Feier­tagen nur den halben Tag, wenn viel zu thun war. Wenn es im November oder December schlechter gegangen ist, so haben wir eine Stunde weniger gearbeitet, es ist uns aber dafür nichts abgezogen worden. Abzüge und Strafen waren bei uns sehr selten, höchstens wenn eine Arbeiterin häufig zu spät gekommen ist, wurden je 10 kr. abgezogen. Wir mußten keine