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Tr. Rauchberg: Wissen Sie etwas über die allgemeinen Lebensverhältnisse der Arbeiterinnen? Aus welchen Kreisen recrntirt sich die Arbeiterschaft? — Exp. Pollak: Die Arbeiterinnen, welche Arbeit wünschen, stehen regelmäßig vor dem Thore; das Angebot ist ziemlich stark, aber bei uns ist der Wechsel schwach. Wenn eine Arbeiterin ein Arbeitsbuch hat und sie bei einer verwandten Branche war, so nehmen wir sie auf, falls wir sie brauchen. Die Arbeiterinnen sind meist aus Arbeiterkreisen und leben meist zu Hause bei ihren Eltern. (Ueber Befragen.) Viele kaufen sich zu Mittag Mehlspeise, Gulyas, Würstel, Einige essen auch Fleisch, Manche gehen zum Greißler, Einige gehen auch in das Gasthaus „zur Weintraube" in der Wiedener Hauptstraße. In der Nähe, in der Waaggasse, ist eine Volksküche, ob dieselbe benützt wird, kann ich nicht sagen, ebenso weiß ich nicht, ob die Leute Wäsche und Kleidung sich aus Raten besorgen. Zeitungen, wie die „Arbeiter-Zeitung" u. dergl., bringen sie mit.
Vorsitzender: Besteht zwischen Ihrer Fabrik und anderen Unternehmungen in dieser Branche in irgend einem Punkte ein großer Unterschied ? — Exp. Schnabl: Im Wesentlichen nicht, aber ich glaube, daß das Arbeitspersonal es bei uns etwas besser hat, sowohl in Bezug auf die Stabilität als auch hauptsächlich aus die gute Behandlung.
Vorsitzender: Es ist von einer Expertin aus das Bestimmteste gesagt worden, daß es vorkommt, daß die Leute bei Ihnen keine Arbeit bekommen und nach Hause geschickt werden, mit der Bemerkung: „Es ist keine Arbeit da, kommen Sie morgen." — Exp. Pollak: Das ist in unserem Betriebe nicht der Fall.
Vorsitzender: Würden Sie uns vielleicht Aufschlüsse über den Verdienst nach Personen und Kategorien geben wollen, und zwar an der Hand von Listen? — Exp. Pollak: Ich habe mir einen Auszug von einer vollständigen Woche, vom 16. bis 21. März gemacht. Wie bereits erwähnt, waren 60 jugendliche Arbeiterinnen beschäftigt, die einen Lohn von sl. 241'54 erhielten, das wäre durchschnittlich fl. 4. Weibliche, über 16 Jahre alte Arbeitskräfte waren 420 beschäftigt; diese erhielten einen Lohn von fl. 2318, das wäre durchschnittlich fl. 5'40 per Person.
V orsitzender: Wir hätten gerne detaillirte Angaben darüber und würden Sie bitten, uns eventuell diese Liste detaillirt einzuschicken.
Exp. Sigmnnd Singer, Chef der Firma Schönmann u. Singer (über Befragen des Vorsitzenden): Unsere Firma ist schon zehn Jahre von einem anderen Chef geführt worden, ich selbst war früher nicht thätig. Wir beschäftigen 70 bis 80 Personen und machen nur Hülsen. 30 von den Arbeitern sind im Locale, 50 außer Hause beschäftigt. Das Arbeitspersonal ist, mit Ausnahme von zwei Arbeitern, d. i. einem bei der Schneidemaschine beschäftigten und einem Hausknecht, weiblich. Wir erzeugen auch Papier, aber nur in sehr geringem Maße. Die Arbeiterinnen kommen zumeist selber um Arbeit fragen; wir bekommen sie aber auch dnrch Annoncen, und oft hängen wir auch an das Thor eine Tafel, worin wir bekannt geben, daß Arbeiterinnen gesucht werden. Lehrmädchen gibt es nicht, auch keine Saison; es wird bei uns das ganze Jahr gleichmäßig gearbeitet, wenn weniger Aufträge eingelaufen sind, wird auf Lager gearbeitet. Die Arbeitszeit dauert von 7 bis 6 Uhr und ist Sommer und Winter gleich; Schwankung der Arbeitszeit und Wechsel in den Löhnen kommt nicht vor. Mittags haben wir eine Stunde Pause, und Vormittag und Nachmittag ist den Arbeitern gestattet, sich etwas holen zu lassen. In der Mittagspause arbeiten die Leute nur selten weiter. Am Sonntagen wird gar nicht, an Feiertagen, aber nicht an den hohen, bis Mittag gearbeitet. Kündigung haben wir keine. Eine geschriebene Arbeitsordnung haben wir ebenfalls nicht, aber es wird jeder Arbeiterin beim Eintritte mitgetheilt, welche Gebräuche bei uns herrschen. Die Arbeiterinnen
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Frauen-Enqiiste.