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Frau Gräfin mit ihrem Gemahl in dem Schlöffe ein, um dort zu bleiben. Sie hatte ihre Gespielin, das kleine Bauermädchen, nicht vergessen, die Erzählungen des alten Kammerdieners und der Köchin des Grafen hatten sie ja auch davon unterrichtet, was dieses Kind ihrem Großvater in seiner Sterbestunde gewesen war. Ein Jahr nach dem Einzüge des jungen Ehe­paares in das geerbte Schloß war Else's Confirmation, an demselben Tage auch eine Taufe. Ein Zwillings-Schwestern-Pärchen empfing den Segen der Kirche, ihre Mutter war die junge Gräfin.

Die junge Mutter schenkte der Elfe an diesem bedeutungsvollen Tage ein silbernes Kreuzchen, an silberner Kette um den Hals zu tragen, mit der Inschrift:Lasset die Kindlein zu mir kommen!" und sie sagte Ihr: Willst Du in meinen Dienst treten, willst Du meine Martha und Maria pflegen helfen, als Gehilfin der erfahrenen Kinderfrau?" Als Elfe freudig den Antrag annahm, fügte die Gräfin hinzu:Dann sollst Du auch beten für die Kinder und nie vergessen, daß der Herr gesagt hat: Lasset die Kind lein zu mir kommen!"

Elfe, das vierzehnjährige Bauermädchen, trat in den Dienst im Schlosse ein. Die Zwillinge nahmen zu an Körperkraft und ihr Geist begann sich zu entwickeln; aber die junge Mutter? Die junge Mutter verlor ihre Körperkraft, denn ihr Geist sollte hinüber gerufen werden in die andere Welt. Die Gräfin starb, als ihre Zwillinge drei Monate alt waren.

Nun waren die zwei kleinen Mädchen Waisen. Am Begräbnißtage ihrer Mutter lagen die so arm gewordenen Kinder auf dem Lehnstuhle der Entschlafenen, auf welchen sie selbst ihr Zwillingspärchen, dicht aneinander geschmiegt, oft gebettet hatte. Elfe stand neben den Kindern. Da gingen viel ernste Gedanken durch den Sinn des jungen Bauermädchens: Die eigene früheste Kindheit in der Hütte ihrer Eltern, der Köhlersleute im Walde, daran knüpften sich die drei Jahre unter Schwester Johanna's Leitung in der Kleinkinderschule; dann kam das Leben bei dem Oheim und im Schloß mit der jungen Comtesse und dem alten Grafen. Es folgten hierauf zwei ergreifende Momente, der Tod des alten Grafen und zuletzt der Tod der jungen Gräfin. Zwischen den beiden Todesfällen lag die große Doppel­feier in der Kirche: ihre Einsegnung als Confirmandin und der Zwillinge Einsegnung als Täuflinge.

Elfe stand mit gefalteten Händen vor den lieblichen Kindern, die nicht ahneten was ein Mutterherz ist und niemals es erfahren konnten-Arme