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zumPuhmann" im Dorf, mit welchem alle Mütter den unartigen Kindern drohten und sich selber dabei wie die Kinder gruselten.

Wie jeder Ort seinen Schutzengel hat in der Gestalt guter Menschen, so ist leider auch so leicht keiner zu finden, in welchem nicht entgegen­gesetzte Mächte walten Menschen die zum Streit geneigt sind und statt Freude, Liebe und Friede Haß und Verwirrung hervorrufen.

Nicht weit von Frau Kathrins Häuschen wohnte eine alte Frau, die einst bessere Tage gesehen und sich in früherer Zeit eines großen Ansehns im Dorfe hatte rühmen dürfen. Freilich war dieses Ansehn sehr gemischt mit der Furcht, die man vor ihrer scharfen Zunge empfand, so daß sie allgemeinder böse Drache" genannt wurde, wenn es auch nur im Ge­heimen und mit der größten Vorsicht geschah. Doch pflegte sie selbst sich den sie besuchenden Fremden mit den Worten vorzustellen:Ich bin die böse Frau Sander."

Durch mancherlei verschuldete und unverschuldete Unglücksfälle waren ihre Vermögensumstände sehr zurückgegangen; sie mußte sich einschränken im Alter und das hatte ihre zur Ehrsucht geneigte Gemüthsart verbittert, sie schadenfroh und mißtrauisch gegen ihre Nebenmenschen gemacht. Viel­leicht fehlte es ihr auch nur an stützender, helfender Liebe, die sie sich leider nicht zu erwerben gewußt, und deren Mangel sie in den Tagen, von denen man sagt:sie gefallen mir nicht!" schmerzlich empfand, ohne daß es doch ihr Stolz gestehen wollte. So war sie der böse Dämon des Dorfes geworden, den Jeder fürchtete und dessen Einfluß sich doch noch immer die Wenigsten entziehen konnten.

Es hatte die Alte empfindlich getroffen, daß die vielbesprochene Künst­lerin ihr, die sich noch immer zu den ersten Anstandspersonen des Ortes zählte, keinen Besuch gemacht, was den ganz einfachen Grund hatte, daß Mercedes nichts ahnte von ihrem Dasein, oder vergeßlich die Erwähnungen desselben nicht beachtete. Schon die offene, geniale Elisabeth war vor Jahren das Ziel ihrer Verfolgungen gewesen, weil sie freimüthig ihren Weg dahin ging und sich nicht fürchtete vor Drachen und Schlangen. So fiel von der Erinnerung an sie ein böser Reflex aus den Augen der Alten auf die geliebteste Freundin der Hingeschiedenen. Mit finstern Blicken folgte sie den harmlosen Schritten der unschuldigen Mercedes und fand immer was an ihr zu mäkeln, wo man sie lobte.

Möchte doch wissen was an dieser mageren Person Schönes ist?" pflegte sie zu fragen, wenn man von der Malerin Anmuth und