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Er gönnt und giebt das Gold den Werthen,

Er gab Hermodur Helm und Brüme,

Ließ den Siegmund das Schwerdt gewinnen.

Auch sein Noß Sleipnir borgte er einmal einem Andern, nämlich Hermodur, um damit in die Unterwelt zu reiten.

Wo Odin den Menschen sich zeigt, geschieht es gewöhnlich in Ver­kleidung, als großer alter Mann mit breitkrämpigem Hut und blauem Mantel, doch zuweilen wird er auch geschildert mit Goldhelm und schönem Harnisch, den Spieß Gungnir in der Hand, wie er

Auf dem Berge stand mit blankem Schwert,

Den Helm auf dem Haupte.

Odin lehrt seine Lieblinge auch die Kriegskunst, besonders die von ihm selbst erfundene keilförmige Schlachtordnung, die nach dem römischen Schriftsteller Tacitus den Deutschen eigenthümlich war. Odin ist daher der Gott des kriegerischen Geistes, ja der personificirte germanische Helden­geist. Als Geber alles Guten konnte er dem kampflustigen Gothenvolke kein höheres Gut verleihen, als den Sieg. Darauf gehen auch seine Beinamen und Attribute, darum sind ihm die Thiere des Schlachtfeldes heilig, darum kommt Niemand in seinen Himmel, der nicht in der Schlacht gefallen oder an seinen Wunden gestorben ist. Seine himmlische Halle heißt deshalb Walhall, wie er selber Walvater, weil Wal den Inbegriff der in der Schlacht Gefallenen bezeichnet.

Die Walküren, Odins Wunschmädchen, sendet derselbe zu jedem Kampfe aus, den Wal zu kiesen und die Helden seiner himmlischen Halle als Einherier zuzuführen. Dort geht er seinen Gästen entgegen und empfängt sie an der Schwelle, während die Walküren die Helden alsdann bedienen und ihnen den Meth einschenken. Die Walküren reiten auf Wolkenrossen durch die Luft, wie denn Hrimgerd sah:

Drei Reihen Mädchen; doch ritt voraus Unterm Helm die Eine licht,

Die Mähren schüttelten sich, aus den Mähnen troff Thau in tiefe Thäler,

Hagel in hohe Bäume.

Die Seherin in der Völuspa sagt von sich:

Sie sah Walküren weither kommen,

Bereit zu reiten zum Rath der Götter.

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